Lernen von den anderen (1):Ein Stückchen Nachtwache

Stadtmuseum Stuttgart

Das Stadtmuseum Stuttgart wird im April seine Türen für Besucher öffnen - bei freiem Eintritt.

(Foto: Marijan Murat / dpa)

Beispielhafte Museen in Deutschland und Europa

Die weltberühmte "Nachtwache" von Rembrandt direkt herunterladen, ohne Wasserzeichen, vielleicht sogar nur ein Ausschnitt daraus und damit ein eigenes Poster bestücken? Kein Problem, das Rijksmuseum in Amsterdam stellt sein berühmtestes Gemälde ebenso wie alle anderen Exponate im Internet zur Verfügung. Es hat sich für eine digitale Strategie entschieden und gehört zu den beispielhaften "Museen mit Zukunft", die Anja Dauschek im Kontext des Symposiums "Public!" vorstellt. Denn Museen beschäftigen sich ähnlich wie Bibliotheken mit Fragestellungen zum Verhältnis von Publikum und öffentlichem Raum.

Bis 2016 war Dauschek als Leiterin des Planungsstabes verantwortlich für den Aufbau des Stadtmuseums in Stuttgart, heute ist sie die Direktorin des Altonaer Museums. In ihrem Vortrag untersucht sie nicht die Zukunft von Museen - denn die steht für sie außer Frage - sondern unterschiedliche, wegweisende "Zukünfte".

Zu denen gehört etwa das International Slavery Museum Liverpool, das sich seit 2007 dem Aspekt der "anderen Perspektive" widmet: "Dieses einzigartige Museum verlässt man mit einem Knoten in der Brust, es behandelt ein Thema, das weh tut." Mit diesem Ansatz seien künftig auch Ausstellungen zur Geschichte der Migration, des Kolonialismus oder von Krankheiten denkbar. Dabei müsse immer beachtet werden, "wer spricht über was"? Die Schau über den transatlantischen Menschenhandel etwa hat der Fotograf Jean-François Manicom aus Guadeloupe kuratiert - "das ist etwas ganz anderes, als wenn ein Europäer diese Aufgabe übernommen hätte".

Gemeinsames Erleben wiederum stehe im Mittelpunkt der Familienausstellungen wie etwa "Together" im Museum für Weltkulturen in Göteborg. "Wann vermisse ich jemanden" oder "Passe ich in eine Gruppe?" seien zugleich kindliche wie philosophische Fragen, die über Generationen hinweg "breit angesprochen" würden.

Wegweisend sei übrigens auch der Beschluss, das Stadtmuseum Stuttgart, das im April öffnet, frei zugänglich zu machen. "Der Stadtrat leistet es sich, den Zutritt zur Dauerausstellung kostenlos und ohne Bezahlschranke anzubieten, das hat mich besonders gefreut."

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