"La belle saison - eine Sommerliebe" im Kino:Glanz und gar

Frankreich in den Siebzigerjahren: viel Sonne in der ländlichen Idylle, aber auch eine einschneidende gesellschaftliche Enge - die gleichgeschlechtliche Liebe zweier Frauen darf einfach nicht sein.

Von Geraldine Oetken

Es ist wieder die Liebe, die die Dinge verändert. So einfach, so schlicht. Carole (Cécile de France) und Delphine (Izïa Higelin) haben sich ineinander verliebt. So schlicht, so einfach.

Und eigentlich ist es doch nicht so einfach, denn die beide Frauen treffen sich in Paris im Tumult der Siebzigerjahre: Delphine, die Bauerstochter, und Carole, die Lehrerin und Frauenrechtsaktivistin.

Gemeinsam stürmen sie Vorträge, gemeinsam retten sie einen homosexuellen Freund aus der Psychiatrie. Und ganz nebenbei verlieben sie sich, so schön, so leicht, so breit grinsend. Beobachtet von einer Kamera, die nicht auf das Gesprochene achtet, sondern auf die Reaktion. Dadurch ist sie nah, intim. Fast beiläufig entwickelt sich die Geschichte.

Als Delphines Vater krank wird und den Hof nicht mehr betreiben kann, fährt sie zurück aufs Land, Mutter und Tochter machen das schon. Die schöne Saison startet hier mit viel, viel Sonne und ländlicher Idylle.

Gesellschaftliche Enge

Im Kontrast zu den gleißend-hellen Bildern steht die dunkle Enge des elterlichen Bauernhauses. Eine gesellschaftliche Enge, selbstverständlich, bien sûr. Denn weil Carole Delphine liebt, fährt sie mit aufs Land. Während homosexuelle Liebe und die Gleichberechtigung in der Stadt unter anderem möglich waren, darf beides auf dem Land schlicht nicht existieren.

Und verdammt, ist das Wetter gut. Es könnte einfach Frankreich sein, das die Sonne scheinen lässt. Aber es ist der Film. Die Schönwetterszenerie zeigt, dass die Geschichte zwar authentisch ist, aber imaginär.

Die Erinnerung, und aus heutiger Sicht sind die Siebzigerjahre eine Erinnerung, färbt das Geschehene in dieses warme, gelbe Licht. Im Damals war alles immer sonnig, schlicht und einfach. Oder vielleicht meistens.

La belle saison - Eine Sommerliebe - Frankreich 2015. Regie: Catherine Corsini, Kamera: Jeanne Lapoirie. Mit Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky. Alamode Film, 105 Minuten.

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