Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Winterpause für Mafiosi

"Die Mafia mordet nur im Sommer"

Die Mafia und die Liebe: Zwei große Themen ziehen sich durch das Leben von Arturo (Pierfrancesco Diliberto, mit Cristiana Capotondi).

(Foto: © missingFilms)

"Mafia" ist das erste Wort des kleinen Arturo - und die prägt sein Leben. Die Thriller-Komödie "Die Mafia mordet nur im Sommer" zeigt einen vom Verbrechen besessenen Jungen. Welche neuen Filme sich lohnen und welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Camino de Santiago

Ein altes Paar, vor einer Hausmauer. Schatten, Ruhe, die müde Entspannung der Rast. Neben ihnen ein rotes Tandem, aufgebockt. Das war lange mein Traum, sagt sie, den Camino zu machen, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela, im Norden Spaniens. Jetzt wird er wahr. Ganz vertrauen die Filmemacher Manuel Schweizer und Jonas Frei der Intensität, der Naivität dieses und anderer Träume aber nicht, sie haben sie filmisch hochgedreht mit extremen Perspektiven, Überblendungen, über den Himmel jagenden Wolken. Die Frau wendet den Blick, sagt lächelnd zum Mann: Merci. Fritz Göttler

Die Frau in Gold

Am Anfang belegt Moritz Bleibtreu als Gustav Klimt im Wien des Jahres 1907 wie ein Pizza-Bäcker das Porträt der Adele Bloch-Bauer dick mit Scheiben aus Blattgold. Danach sehen wir die große Helen Mirren als Bloch-Bauers Nichte und Erbin um die Auslieferung des von den Nazis enteigneten Bildes in die USA kämpfen. Helen Mirren zeigt es den fiesen Österreichern. Peter Richter

Hirschen

George Inci lässt in völliger Eigenproduktion (und Selbstverleih!) seine österreichischen Hobbydarsteller einen klamaukigen und zu langen Heimatfilm spielen (ein Bergdorf wehrt sich gegen den Ruin). Was den Film jenseits aller Kritisierbarkeit rückt - bringt er doch nur den (rührenden und albernen) Traum ans Licht, ein "echter Film" zu sein. Jeder Film verdient es, gesehen zu werden. Auch und gerade dieser. Philipp Stadelmaier

Kind 44

Obwohl es einen psychopathischen Kindermörder im Arbeiter- und Bauernparadies des stalinistischen Russland nicht geben darf, kann der ansonsten linientreue Geheimdienstoffizier Leo den Fall nicht ruhen lassen. In seiner Verfilmung schlägt Daniel Espinosa brachiale Schneisen durch Tom Rob Smiths wuchtigen Bestseller. Doch mit den abgründigsten Szenen und der Verzahnung von Täter und Ermittler nimmt er den Figuren ihre Motive und der Geschichte ihren Sog. So kann eine Schar grandioser Schauspieler wie Tom Hardy, Noomi Rapace, Vincent Cassel und Gary Oldman nur orientierungslos durch die klaustrophobische Atmosphäre des Überwachungsstaates geistern. Anke Sterneborg

Die Mafia mordet nur im Sommer

Im gleichen Moment, in dem Arturo gezeugt wird, findet ein Massaker der Mafia statt. Von nun an ist sein Leben schicksalhaft mit der Cosa Nostra verbunden. Er ist ein naiver Beobachter, der wie Forrest Gump immer wieder ins politische Geschehen stolpert. Das ergibt witzige Situationen, vor allem in Arturos Kindheit. Diese leichten Momente verwebt Pierfrancesco Diliberto mit hartem Archivmaterial, von Mafia-Morden, Begräbnissen und Prozessen gegen das Syndikat Ende der Achtziger. Eine Verneigung vor denen, die im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ermordet wurden. Benedikt Frank

Nice Places to die

Bewohnte Friedhöfe in Kairo oder Manila, Leichentransport in Argentinien, Begräbnistradition in Sulawesi: Mit seinem teils Ethno-, teils Interviewfilm fragt Bernd Schaarmann nach dem Umgang mit Toten außerhalb von Europa. Das gibt dem Inhalt aber nur bedingt eine ungewohnte Perspektive - denn Auskunft geben die Lebenden, und zwar meistens über ihr Leben. Doris Kuhn

Parcours d' amour

Führen und geführt werden, flirten, sich dem Rhythmus hingeben, immer wieder auch der Traum von der ganz großen Liebe: Bettina Blümner begleitet in ihrem Dokumentarfilm einige Senioren aus Paris, die in schummrigen Tanzhallen ihren wenig glamourösen Alltag für einige Stunden vergessen. Trotz einiger Klischees ein charmant-melancholische Fantasie über den Tanz des Lebens. Martina Knoben

Spy - Susan Cooper Undercover

Melissa McCarthy ist der neue Superstar in Hollywood - was man schon daran erkennt, dass inzwischen sogar ein Action-Held wie Jason Statham sich von ihr veräppeln lässt. Hier ist sie eine Kellermaus bei der CIA, die in den Außendienst versetzt wird und sich dort besser macht als Statham. "Brautalarm"-Regisseur Paul Feig hat das inszeniert und geschrieben - actionreich, frauenfreundlich und richtig witzig. Susan Vahabzadeh

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