Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Wenn die Schokoplätzchen duften

"The Boy Next Door" zeigt - mit Jennifer Lopez in der Hauptrolle - einen Clash der Obsessionen. In "Die Räuber" weicht Schillers Sturm und Drang einer lähmenden Lethargie. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 10

3 Herzen

Kinostart - 3 Herzen

Quelle: dpa

Die drei Herzen werden gespielt von Benoît Poelvoorde, Chiara Mastroianni und Charlotte Gainsbourg. Poelvoorde verliert sein Herz an die eine, aber da er einen Herzanfall hat, verpasst er sie tragisch und heiratet ihre Schwester. Die Herzen in Benotît Jacquots Film sind also geschwächt, aber schlagen wild, und niemals ganz im Takt mit den anderen.

Philipp Stadelmaier

2 / 10

Die Bestimmung

-

Quelle: AP

Diese Verfilmung des zweiten Teils der Teenie-Bestsellertrilogie enthält die vermutlich schlechteste Sexszene des Kinojahres. Blümchensexfantasien sind aber noch das kleinste Problem, weil Robert Schwentke sich nicht entscheiden mag, was, wen und warum er hier eigentlich inszeniert. Also stehen die wunderbaren Schauspielerinnen Shailene Woodley, Kate Winslet und Naomi Watts in der Gegend herum, während ab und an etwas explodiert.

David Steinitz

3 / 10

The Boy Next Door

Kinostart - The Boy Next Door

Quelle: dpa

Ein Thriller über den Duft von Schokoplätzchen. Uramerikanische Hausfrau/Mutter/Lehrerin - Jennifer Lopez! - schickt ihren Mann nach Seitensprung fort und rutscht dann selber in einen One Night Stand mit dem Burschen nebenan. Ein Clash der Obsessionen, bürgerlicher Familiensinn vs maskulines (mörderisches) Begehren, von Actionspezialist Rob Cohen lustvoll durchexerziert. Einmal schwallt ein Erguss von Bildern der heißen Nacht im Nachbarhaus Jennifers Klassenzimmer voll.

Fritz Göttler

4 / 10

Das ewige Leben

Kinostart - Das ewige Leben

Quelle: dpa

Kann schon mal passieren, dass man sich seine alte Walther PPK an den Kopf hält und dann ein Schuss sich löst. Kann schon sein, dass man das ganze dann statt als Resultat seiner eigenen Misere lieber als Teil einer Verschwörung sehen mag. In der der Kripochef selbst mit drin steckt. So macht's jedenfalls der Brenner, verkörpert von Josef Hader, in der vierten Wolf-Haas-Verfilmung von Wolfgang Murnberger, in der der Brenner noch ein bisschen weiter runterrutscht in den blutigen Irrsinn und etwas höchst Gefährliches macht - er kehrt nach Graz zurück, ins Haus seiner Kindheit.

Fritz Göttler

5 / 10

A Most Violent Year

Kinostart - A Most Violent Year

Quelle: dpa

Es geht um Sabotage am amerikanischen Traum in J.C Chandor wunderbarer Zeitreise ins Jahr 1981: Ein junger Unternehmer mit Migrationshintergrund (Oscar Isaac) war eigentlich auf dem Weg nach oben, aber er ist zu gut, also hat die Konkurrenz beschlossen, ihm das Handwerk zu legen. Was auf den ersten Blick wirkt wie ein sehr schöner, aber altmodischer Film erzählt bei genauerer Betrachtung sehr präzise von der Gegenwart.

Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier.

Susan Vahabzadeh

6 / 10

Die Räuber

Kinostart - 'Die Räuber'

Quelle: dpa

Die subversive Respektlosigkeit, die nötig ist, um Klassiker der Weltliteratur erfolgreich auf moderne Verhältnisse zu übertragen, fehlt Pol Cruchten und Frank Hoffman leider völlig. Dabei ist die Idee, Schillers Bruderzwistdrama ins moderne Bankenmilieu zu verlegen, eigentlich gar nicht so schlecht. Doch Schillers Sturm und Drang ist hier einer lähmenden Lethargie gewichen, an den hölzernen Dialogen scheitern selbst charismatische Schauspieler wie Isild Le Besco und Tchéky Karyo - und Maximilian Schell wirkt in seinem letzten Kinofilm nur noch wie ein Schatten.

Anke Sterneborg

7 / 10

Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Quelle: Mira Film

"Wenn man ein Haus baut, darf man die Toilette nicht vergessen", sagt Ju Wang, Direktor des radioaktiven Endlagerprogramms der Republik China. Die Tatsache, dass dies auch für Atomkraftwerke gilt, wurde von deren Betreibern lange ignoriert. Der Dokumentarfilmer Edgar Hagen begleitet Nuklearexperten in aller Welt auf der Suche nach dem "sichersten Ort der Erde", wo radioaktiver Abfall gelagert werden kann. Mit Kommentaren hält er sich sehr zurück - aber die Antworten, die er bekommt, erzeugen doch einen beklemmenden Eindruck: Dass das Problem gar nicht lösbar ist.

Lena Abushi

8 / 10

Shaun das Schaf

Shaun das Schaf - der Film; Shaun das Schaf

Quelle: StudioCanal

Wie wird man das berühmteste Schaf des Universums, mit Abermillionen Fans in 170 Ländern? Shaun aus England gibt auch in seinem ersten Kinofilm darauf die passende Antwort: Mit einem coolen Fellpuschel auf dem Kopf, mit verrückten Ideen gegen die tägliche Langeweile - und noch verrückteren Rettungsmanövern, als der Bauer einmal in der großen Stadt verlorengeht. Das Team um Richard Starzack macht liebevolle Knetanimation, die sich mit den größten Stummfilmkomödien der Filmgeschichte messen kann.

Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Tobias Kniebe

9 / 10

Tristia - Eine Schwarzmeer-Odyssee

Tristia - Eine Schwarzmeer-Odyssee

Quelle: Kerstin Krieg; Stanislaw Mucha

Stanislaw Mucha hat 2013 einen Urlaubsfilm gedreht, einmal im Uhrzeigersinn ums Schwarze Meer. Die Eingeborenen müssen dem Regisseur Rede und Antwort stehen, dürfen Kunststücke machen und werden wenn möglich als Witzfiguren gezeigt. So erfährt man über die durchquerten Länder wenig, dafür viel über schwachen Humor.

Doris Kuhn

10 / 10

Viel Gutes erwartet uns

Viel Gutes erwartet uns

Quelle: Mindjazz Pictures

An das Mysterium kindlicher Naturerfahrung fühlt sich die dänische Dokumentaristin Phie Ambo auf dem Bauernhof des alten Niels erinnert. Fasziniert spürt sie dem Zauber nach und zeichnet in traumhaften Bilderbögen die eigenwillig naturnahe, von anthroposophischen Ideen inspirierte Landwirtschaft, die Top-Restaurants in Kopenhagen beliefert und konsequent mit amtlichen Stallungs-Richtlinien in Fehde liegt.

Rainer Gansera

© SZ vom 19.03.2015/perl/pak
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