Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Von der Schönheit dieser Welt

Die Natur kann grausam sein oder in Harmonie zum Menschen stehen, in jedem Fall ist sie aber imponierend schön. Das belegt diese Kinowoche eindrücklich. Das Publikum könnte mit der Welt also im Reinen sein - wären da nicht die Figuren im bildgewaltigen Panoptikum "Ludwig II.", die wie Statisterie erscheinen.

Rezensionen ausgewählter Filme. Von den SZ-Kritikern.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger"

Kinostarts - 'Life of Pi'

Quelle: dpa

Die Filmstarts vom 27. Dezember auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

Der Regisseur Ang Lee muss mit der Welt im Reinen sein, denn er findet eigentlich in allem, was ihm vor die Linse einer Kamera gerät, etwas Schönes - in Life of Pi, der Verfilmung des Romans "Schiffbruch mit Tiger" macht er aus den Naturgewalten ein atemberaubendes Spektakel, und er bringt einen dazu, den unverwandten Blick eines Raubtiers zu lieben.

Susan Vahabzadeh

Die Besprechung des Films in der Kolumne "Zoom - die Kinopremiere" hier.

Im Bild: Suraj Sharma als Pi Patel als Schiffbrüchiger mit dem Tiger Richard Parker

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Ludwig II"

Kinostarts - 'Ludwig II.'

Quelle: dpa

Aufwändiges, enttäuschendes Ludwig-Panoptikum von Peter Sehr und Marie Noëlle. Bilderpracht, in der die Figuren wie Statisterie erscheinen. Von der Intention, eine neue Sicht des Märchenkönig-Schicksals zu entfalten, kaum eine Spur. Schleppende Erzählung, unfreiwillige Komik, trauriges Chargieren. Gleich zwei Darsteller für die Titelrolle (Sabin Tambrea, Sebastian Schipper), aber die Gestalt Ludwigs bleibt das Abziehbild eines launenhaften Exzentrikers, der zwischen Wagnerkult und Weltflucht, Schwanenritterfantasien und verklemmter Homosexualität taumelt.

Von Rainer Gansera

Im Bild: Der junge Ludwig (Sabin Tambrea) und seine spätere Verlobte Sophie in Bayern (Paula Beer) rudern auf dem Würmsee, dem heutigen Starnberger See. 

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Cäsar muss sterben"

Cäsar muss sterben

Quelle: Camino Filmverleih GmbH

Gewinner der Berlinale 2012: Die Brüder Taviani dokumentieren eine Gruppe von Insassen einer Strafanstalt bei Rom während der Proben zu Shakespeares "Julius Cäsar". Die Knastmauern öffnen auf eine universale Szene in zeitlosem Schwarz-Weiß, Shakespeares Figuren inkarnieren sich ganz direkt in den Gefangenen, die mit Tyrannei und Gefangenschaft kämpfen. Grandios inszeniert: Der größte Tyrann ist die Kamera - aber sie liebt ihre eingesperrten Kinder.

Von Philipp Stadelmaier

Im Bild: Salvatore Striano als Brutus und Giovanni Arcuri als Cäsar

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Alexandre Ajas Maniac"

Kinostarts - ´Alexandre Ajas Maniac"

Quelle: dpa

Franck Khalfoun versucht sich am Remake eines hier seit 30 Jahren verbotenen mad-slasher-movies. Es werden allerhand Mädchen erstochen und skalpiert, und weil der Film in New York handelt, wird ihr Mörder dann als Künstler populär. Gespielt wird er von Elijah Wood, dem niedlichen Ex-Hobbit, was auch nicht direkt dazu beiträgt, dass der Irrsinn des Originals erreicht wird.

Doris Kuhn

Im Bild: Elijah Wood als Frank

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Breathing Earth - Susumu Shingus Traum"

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Quelle: Piffl Medien

Der Wind lässt sich ja eigentlich nicht filmen - Thomas Riedelsheimer aber gelingt es doch. Der Dokumentarfilmer folgt dem japanischen Konzeptkünstler Susumu Shingu beim Versuch, sein Projekt "Breathing Earth" zu verwirklichen: ein Dorf, in dem Kultur und Natur zur Harmonie finden. Auch wenn die Öko-Botschaft kitschig klingt - bemerkenswert sind Riedelsheimers Bilder, die mit der Natur, die er abbildet, im Dialog zu stehen scheinen.

Von Martina Knoben

Im Bild: Szene aus "Breathing Earth"

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Die Vampirschwestern"

Kinostarts - 'Die Vampirschwestern'

Quelle: dpa

Twilight für Kids, erdacht von Franziska Gehms, verfilmt von Wolfgang Gross: Die Schwestern Silvania und Dakaria ziehen mit Menschenmutter (Christiane Paul) und Vampirvater ( Stipe Erceg) aus Transsilvanien ins deutsche Kleinstädtchen, wo sie aus der Halbvampir-Perspektive mit Mobbing, Rassismus, Identitätskrise und erster Liebe hadern. Statt schwarzromantische Abgründigkeit zu entfalten, dümpelt die Geschichte holprig, mit zum Teil extrem chargierenden Schauspielern, aber in liebevoller Ausstattung dahin.

Von Anke Sterneborg

Im Bild: Laura Roge als Dakaria (links) und Marta Martin als Silvania

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Red Dawn"

Kinostarts - 'Red Dawn'

Quelle: dpa

Ja, John Milius' "Red Dawn" von 1984 ist ein Klassiker. Kalter Krieg, Invasion des unberührten amerikanischen Bodens durch Russen und Kubaner, was es ein paar Kids erlaubt, Guerilleros, Pioniere zu werden. Im Remake von Dan Bradley treten verrückte Koreaner an, und die Kids dürfen diesmal die Bösen sein, Chaos verbreiten. Den alten Drive spüren: Come on, arise and win. We're goin' up around the bend....

Von Fritz Göttler

Im Bild: Matt (Josh Peck), Robert (Josh Hutcherson) und Daryl (Connor Cruise) (von links nach rechts) in "Red Dawn".

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Searching for Sugar Man"

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Quelle: Red Box Films

Der amerikanische Sänger und Songwriter Sixto Rodriguez nahm Anfang der Siebzigerjahre zwei Folk-Platten auf, die zum besten gehören, was in der Popmusik je geschaffen wurden. Leider bemerkte es niemand. Die Alben floppten grandios und Rodriguez ging in Detroit zurück auf den Bau. Dass er später in Südafrika, wo man ihn für tot hielt, so berühmt wurde wie Elvis, erfuhr er erst Mitte der Neunziger. Jetzt hat Dokumentarfilmer Malik Bendjelloul die unglaubliche, abenteuerliche, herzzerreißende Geschichte dieses Mannes und seiner Musik erzählt. Was für ein Glück!

Im Bild: Sixto Rodriguez in "Searching for Sugar Man"

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Weil ich schöner bin"

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Quelle: Filmgalerie 451

Charo (Mariangel Böhnke) ist keine Figur, die berührt. Sie ist ein Fall, in den man sich einzufühlen hat. Weiblich, pubertierend, lebensfroh, aber illegal in Deutschland - nun droht die Abschiebung nach Kolumbien. Unterstützt von der Initiative Deutscher Kinderfilm hat Frieder Schlaich einen Social Spot auf Spielfilmlänge gedreht: Anschauungsmaterial für den Schulunterricht.

Von Philipp Stadelmaier

Im Bild: Charo (Mariangel Böhnke) ist von der Abschiebung aus Deutschland bedroht.

© SZ vom 27.12.2012/pak
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