Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Stille Dramen und üble Obsessionen

In "Stiller Sommer" trifft die Leichtigkeit des französischen Sommers auf verdrängte Gefühle, im "Lego Movie" wird die Welt fortlaufend umgebaut, und Arnold Schwarzenegger kommt in "Sabotage" nicht von einem Snuff-Video los. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

12 Bilder

Stiller Sommer, Drama, Frankreich, Ferien, Sommer

Quelle: Zorro Film

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In "Stiller Sommer" trifft die Leichtigkeit des französischen Sommers auf verdrängte Gefühle, im "Lego Movie" wird die Welt fortlaufend umgebaut, und Arnold Schwarzenegger kommt in "Sabotage" nicht von einem Snuff-Video los. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Stiller Sommer

Arbeitsstress und Ehefrust lassen die Kunsthistorikerin Kristine unvermittelt verstummen. Schweigend zieht sie sich ins südfranzösische Ferienhaus zurück, wo vergangene Verletzungen auf zukünftige Perspektiven treffen, die Leichtigkeit des französischen Sommers auf das Drama verdrängter Gefühle. Inspiriert von Pasolini "Teorema" und persönlicher Familiengeschichte entfesselt Nana Neul mit Theatergrößen wie Dagmar Manzel und Ernst Stötzner ein raffiniertes Spiel, in dem sich die Schweigende zugleich entzieht und unwiderstehlich verführerisch wirkt.

Im Bild: Dagmar Manzel als Kristine und Ernst Stötzner als Herbert

Anke Sterneborg

Bekas

Quelle: SZ

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Bekas

Kinder und Tiere - hier sogar Waisenkinder - das kommt immer herzig. Zwei Brüder mit Esel auf der Flucht vor dem Saddam-Regime (1990) von Kurdistan/Irak ins "Superman"-Traumland. Als anekdotischer Kurzfilm funktionierte die autobiographische Story des in Schweden lebenden Kurden Karzan Kader prima. Mit massig Süßstoff wird sie nun gestreckt.

Rainer Gansera

Im Bild: Sarwar Fazil als Dana (l.) und Zamand Taha als Zana

Kinostarts - 'Divergent - Die Bestimmung'

Quelle: dpa

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Die Bestimmung - Divergent

Die Evolution des Mädchen-Actionfilms schreitet munter voran, diesmal im zukünftigen Chicago, wo die aristotelische Tugendlehre etwas zu ernst genommen wird. Ansonsten ein Best of der "Hunger Games. Gewinnt außerdem das Rennen um den tanzbarsten Elektropop-Soundtrack und ist deshalb von Neil Burger auch gleich inszeniert wie eine ziemlich gute Clubnacht, mit genug heißen Boys für alle süßen Girls.

David Steinitz

Im Bild: Shailene Woodley als Beatrice Prior und Theo James als Four

Ida, Film, Nonne, Religion, Polen

Quelle: Opus Film

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Ida

Polen, die sechziger Jahre. Wie ein Panzer aus Eis liegt die Vergangenheit über dem Land, das Erbe von Stalin und Hitler. Pawel Pawlikowski findet herbe, stille Bilder in einem überwältigenden Schwarz-Weiß für diesen Zustand und für die Suche seiner Protagonisten: Die Novizin Anna wird kurz vor dem Gelübde zur ihrer Tante geschickt und erfährt, dass sie eigentlich Jüdin ist und Ida heißt. Nun will sie wissen, was mit ihren Eltern während der deutschen Besatzung geschah.

Martina Knoben

Im Bild: Dawid Ogrodnik als der "Musiker" und Agata Trzebuchowska als Ida

Kinostarts - 'The LEGO Movie'

Quelle: Warner Bros.Pictures

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The Lego Movie

In diesem animierten Kreativitätshurrikan von Phil Lord und Chris Miller, der in einer aus Lego gebauten und von Legofiguren bevölkerten popkulturellen Mash-Up-Welt spielt, wird diese fortlaufend umgebaut, um gegen eine drohende Stillstellung zu kämpfen. Die Orientierung an der Stop-Motion-Ästhetik entlarvt die totale Transformierbarkeit der Welt als digitalen Mythos: Die Pixel werden zu globigen, schweren Legosteinen.

Philipp Stadelmaier

Museum Hours, Film, Museum, Doku

Quelle: Eurozoom

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Museum Hours

Ein Film, der den Menschen Raum gibt, sagt der Regisseur Jem Cohen. Ein Museumswärter, im Wiener Kunsthistorischen Museum, tut sich zusammen mit einer Frau aus Kanada. Wo ist das Zentrum der Bilder, fragt der Film in stiller, nachdrücklicher Manier - der wimmeligen Bruegels im Museum wie der Bilder der Straßen und Plätze in Wien, die das Paar aufsucht. Und welche Rolle hat in ihrer Suche der Tod?

Fritz Göttler

Im Bild: Bobby Sommer als Museumswärter

Pfarrer

Quelle: SZ

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Pfarrer

"Tauge ich dafür?" Wittenberg, evangelisches Predigerseminar. Die Dokumentaristen Stefan Kolbe und Chris Wright, bekennende Heiden, finden eine schöne Nähe zu den angehenden Pastoren, die mit tiefem Ernst ihre Berufung befragen. Tastende Annäherungen an die Mysterien von Gebet und Abendmahl, impressionistische Ausflüge zu ländlichen Kirchengemeinden, und ein Versuch, im Streitgespräch zur großen Sinnfrage vorzustoßen.

Rainer Gansera

Kinostarts - 'Die Poetin'

Quelle: Pandastorm/dpa

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Die Poetin

Miranda Otto spielt die Dichterin Elizabeth Bishop, die aus Liebe zu einer Architektin in den Fünzigern nach Brasilien auswanderte. Bruno Bareto macht daraus ein solides Biopic, aus dem in seinen besten Momenten ein frühfeministisches Beziehungsdrama wird.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Miranda Otto (l.) als Elizabeth Bishop und Gloria Pires als Lota de Macedo Soares

Kinostarts - 'Sabotage'

Quelle: dpa

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Sabotage

Arnold Schwarzenegger ist süchtig. Immer wieder zieht er sich das snuff movie rein, das die Drogenbande ihm schickte, auf dem sie seine Frau und seinen Sohn zu Tode foltern. Arnie will Rache, und bringt dadurch seine durchgeknallte Drogen-Sondereinheit an den Rand der Auflösung. Dabei ist er nicht der einzige mit miesen Obsessionen in David Ayers schaurig bösem Selbstzerfleischungsthriller.

Fritz Göttler

Im Bild: Arnold Schwarzenegger als John "Breacher" Wharton

Schnee von gestern, Film, Doku, Holocaust,

Quelle: Film Kino Text

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Schnee von gestern

Nach einem verpassten Treffen nach dem Krieg sehen sich Bruder und Schwester, beides jüdische KZ-Überlebende, nie wieder. Zwischen Deutschland und Israel untersucht Yael Reuveny diese geheimnisvolle Urszene ihrer Familie, ihren Effekt auf die folgenden Generationen, die Möglichkeit und Unmöglichkeit anderer Geschichten - fragend, skeptisch, offen für Entdeckungen. Der Film ist selbst eine.

Philipp Stadelmaier

Kinostarts - 'Spuren'

Quelle: dpa

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Spuren

Ganz Australien kennt sie, Robyn Davidson, die junge Heldin der Outbacks. In den Siebzigern hat sie die Wüste Richtung Indischer Ozean durchquert, über zweitausend Kilometer, mit drei Kamelen und einem Babykamel. Eine Selbsterkundung, aber ohne jeden theoretischen Ballast, seinerzeit vom Magazin National Geographic der Welt präsentiert, nun fürs Kino inszeniert von John Curran, mit Mia Wasikowska als Robyn, die ihre blasse Haut der brennenden Sohne aussetzt, dem Wind, dem Sand. Eine wahrlich aufreibende Erfahrung.

Fritz Göttler

Im Bild: Mia Wasikowska als Robyn Davidson und Adam Driver als Rick Smolan

Super-Hypochonder, Komödie, Deutschland, Krankheit

Quelle: Prokino

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Super-Hypochonder

Eine Methode, seinen Film unvorhersehbar zu gestalten, besteht darin, einfach nach der Hälfte komplett das Thema zu wechseln. So kommt es, dass der Ex-´Sch´ti`Dany Boon, der hier auch Regie führt, seinen Arzt (Kad Merad, auch in ´Willkommen bei den Sch´tis`dabei) erst einmal mit diversen eingebildeten Wehwechen nervt - und sich die beiden dann unvermittelt in einer Terroristen-Verwechslungs-Posse wiederfinden. Mittellustig.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Dany Boon als Romain Faubert

© SZ.de/pfn
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