Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Sonnige Liebesabenteuer und ewige Pubertät

Das Mittelstück der Hobbit-Trilogie trumpft durch fulminante Action auf, zu ewiger Pubertät verdammt sind die Figuren in "Sonnwende" und "My Beautiful Country" ist ein herrlich versponnenes Liebesabenteuer. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Alois Nebel

Kinostarts - 'Alois Nebel'

Quelle: dpa

Das Mittelstück der Hobbit-Trilogie trumpft durch fulminante Action auf, zu ewiger Pubertät verdammt sind die Figuren in "Sonnwende" und "My Beautiful Country" ist ein herrlich versponnenes Liebesabenteuer. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Alois Nebel

In Tomáš Luňáks Verfilmung der tschechischen Graphic Novel tut der Bahnhofswärter Alois Nebel 1989 Dienst in einem kleinen Städtchen im ehemaligen Sudentenland, wo ihn bald eine traumatische Vergangenheit heimsucht. Die Überzeichnung der real gedrehten Bilder mit einem schwarz-weißen Comic-Filter wirkt leider mehr wie eine Stilübung, als dass sich dadurch eine komplexe Erinnerungsarbeit vollzieht.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Annelie

Annelie

Quelle: drei Wünsche

Annelie

Soll es ein Betroffenheits-Melo sein? Oder eine Freakshow der Asozialität? Oder studentische Stilübung? Regisseur Antej Farac weiß es selbst nicht so genau. Sein Gruppenbild von Obdachlosen, Junkies und Kleinkriminellen in einer Münchener Notunterkunft kostümiert sich einerseits als Sozialreport à la Ulrich Seidl, dann als Werbeclip einer Anarchie-Idylle, und bleibt durchweg ein Verhau von Ideen und Schicksalen.

Rainer Gansera

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Chellaponnu

Chellaponnu

Quelle: barnsteiner-film

Chellaponnu

Im Bild: Indien, Gegenwart, fünf Frauen beim Landleben. Auf der Tonebene eine Geschichte aus Schwaben, eine Mädchenjugend in den 1960er-Jahren. Beides legt Silke Abendschein zusammen, in der Hoffnung, eine ähnliche emanzipatorische Bewegung sichtbar zu machen. Trotz solch bewährter Exploitation-Movie-Manier kommt jede Seite zu kurz.

Doris Kuhn

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Frau, die sich traut

Die Frau, die sich traut

Quelle: X-Verleih

Die Frau, die sich traut

Beate hat vor dreißig Jahren ihren Traum aufgegeben: durch den Ärmelkanal schwimmen. Sie hat stattdessen zwei Kinder bekommen, die nicht so recht aus dem Nest hinauswollen. Aber nun hat Beate Krebs, und vielleicht nur noch ganz wenig Zeit, um zu tun, was sie wirklich will. Marc Rensing hat für seinen FIlm einen schönen, sehr natürlichen Tonfall gefunden - und zwei großartige Schauspielerinnen:-Steffi Kühnert in der Hauptrolle und Jenny Schilly als ihre beste Freundin.

Susan Vahabzadeh

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Der Hobbit - Smaugs Einoede

'Der Hobbit: Smaugs Einöde' kommt ins Kino

Quelle: dpa

Der Hobbit - Smaugs Einöde

Nach dem "Herrn der Ringe" hat sich auch die Verfilmung von Tolkiens schmalem "Hobbit"-Bändchen auf drei Teile ausgedehnt. Dies ist das Mittelstück, und Peter Jackson will mit Aufwand, Logistik und Action-Extravaganzen wieder alles Bisherige toppen. Tatsächlich gelingen ihm sensationelle Sequenzen wie die Flucht durch einen Wildbach. Vor lauter Atemlosigkeit und Lust am Ork-Gemetzel aber verliert er den vielgeliebten Hobbit-Charme der Vorlage (s. Feuilleton vom Mittwoch).

Tobias Kniebe

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:My Beautiful Country

My beautiful Country

Quelle: movienet

My Beautiful Country

Kosovokrieg 1999. Danica lebt mit ihren zwei Söhnen in einem Haus am Fluss Ibar, der das Land zwischen Serben und Albanern teilt. Ihr Mann ist tot, die Behörden sind schikanös, der ältere Sohn Vlado verbittert, weil der Vater ihm ein tolles Fahrrad versprochen hatte. Träume von der Tour de France. Im Schlafzimmer ein flüchtiger, verwundeter junger Albaner. Michaela Kezeles Film ist sonnig und versponnen, Mišel Matičević und Zrinka Cvitešić sind ein schönes scheues Liebespaar, aber noch schöner ist, wenn die Kids Verstecken spielen auf dem Friedhof oder Vlado mit den Huren an der Brücke sitzt. Lachend erzählen sie, sie seien Lehrerinnen, und dass man ihre Belehrungen auf beiden Seiten des Flusses brauche.

Fritz Göttler

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Una Noche

Una Noche

Quelle: trigon-film

Una Noche

Im ersten Teil denken drei junge Kubaner über eine Flucht aus Havanna nach Miami nach, im zweiten Teil versuchen sie es. Währenddessen hat sich die britische Regisseurin Lucy Mulloy mit Blick für schöne (Elends-)Bilder aber schon in die Farben, den Rhythmus, den Beat der maroden Stadt verliebt. Was nicht gerade einen revolutionären Film ergibt.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Schwestern

Kinostarts - 'Schwestern'

Quelle: dpa

Schwestern

Ein Familien-Märchenfilm von Anne Wild, sommerlich leicht, aber mit schwer wiegenden Fragen. Von was lassen wir uns leiten? Was stellen wir mit unserer Freiheit an? Auslöser für die Fragen ist die Entscheidung einer jungen Frau, ins Kloster zu gehen. Ihr Familie (gespielt u. a. von Maria Schrader, Ursula Werner und Jesper Christensen) kann das nicht verstehen.

Martina Knoben

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Sonnwende

sz extra 12.12.

Quelle: SZ

Sonnwende

Die sehr gute Roxane Duran erinnert ein wenig an Sissy Spacek in DePalmas "Carrie". Hier wird das Mädchen zwar nicht blutrünstig, aber nach einem Unfall geheimnisvoll traumatisiert. Bernard Landen und Judith Angerbauer zersetzen die heile Welt einer Wohlstandsabiturientin und des deutschen Coming-of-Age-Films mit leisem Horror: Als wäre man ewig zu diesem Alter und das deutsche Kino zu ewiger Pubertät verdammt.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Workers

Workers

Quelle: ALEXMG; trigon-film

Workers

Das Prekariat schlägt zurück: In langen, geduldigen Einstellungen etabliert der Mexikaner José Luis Valle in seinem Spielfilmdebüt den monotonen Arbeitsalltag einer Reinigungskraft (Jesús Padilla) und eines Hausmädchens (Susana Salazar) in Tijuana, nur um ihn dann mit leiser Absurdität und Komik umso wirkungsvoller zu unterminieren. Eine Zumutung zu viel, und die an Selbstaufgabe grenzende Loyalität und Zuverlässigkeit schlägt in Aufmüpfigkeit um, in einen subversiven Arbeitskampf zwischen dekadenten Ausbeutern und einfachen Arbeitern.

Anke Sterneborg

© SZ vom 12.12.2013/mfh
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