Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Heidi-Kitsch und Liebesqualen

"Die schwarzen Brüder" mit Moritz Bleibtreu kommt als Heidi-Kitsch mit Gruselmomenten daher und "The Amazing Spider-Man 2" erleidet mehr Qualen durch seine Freundin als durch Bösewichte. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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(Foto: Sony Pictures)

The Amazing Spider-Man 2 Weil auch den coolsten Superhelden die Comicfilm-Inflation zusetzt, haben die Spider-Produzenten sich drei Starschreiber des US-Serien-TVs geholt. Gemeinsam mit Regisseur Marc Webb erzählen sie den zweiten Teil der Spinnenneuauflage wie eine gute Serienfolge. Dazu gehört, dass die wahren Qualen des Lebens nicht durch Bösewichte ausgelöst werden, sondern durch Freundinnen, die ein Auslandssemester einlegen. David Steinitz Im Bild: Andrew Garfield als Spiderman (und Aushilfsfeuerwehrmann)

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(Foto: Barnsteiner-Film)

Circles Möchtegern-Kunstkino aus guten Absichten und schwerfälligen Metaphern. Von einer Episode aus dem Bosnienkrieg (1993) und deren traumatischen Nachwehen zwölf Jahre später erzählt Srdan Golubovic in Sonntagsprediger-Manier. Prügelnde Soldaten, gleichgültige Zeugen, und die Grübelfrage: Rache oder Vergebung? Der Plattenbau-Architektur jener Jahre schenkt er mehr Aufmerksamkeit als der Zeichnung der Charaktere. Rainer Gansera Im Bild: Aleksandar Bercek als Ranko

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(Foto: dpa)

Dom Hemingway Von einem der Dampf ablassen muss, mächtig schnell, er war im Knast, hat geschwiegen, zwölf Jahre lang. Nun will er kassieren, der Safeknacker mit dem Marken-Namen, den Lohn für sein Schweigen, Schampus und Luxus und Sex. Der Regisseur Richard Shepard zeigt dem Britpack, was ein wirklich heftiges Gangstermovie ist, und Jude Law lässt den hässlichen Briten raus ohne Rücksicht auf Schmerzgrenzen. Ihm zur Seite Richard E. Grant, der unvergessliche Withnail, distinguiert und clever und mit schwarzem Handschuh - was kein Fashion-Statement ist. Fritz Göttler Im Bild: Jude Law als Dom Hemingway

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(Foto: dpa)

Lauf Junge Lauf Mit dem unbedingten Willen zum Holzschnittartigen, wie bei Heimatfilmen der Fünfzigerjahre, präsentiert Pepe Danquart das pathetisch geblähte Heldenbild des neunjährigen Skrulik (Kamil Tkacz) - frei nach Uri Olevs Bestsellerroman. Um das Warschauer Ghetto und den Krieg zu überleben, gibt sich der Junge als polnisch-katholisches Waisenkind aus, wird aber Vaters Weisung: "Vergiss nie, dass du Jude bist!", brav beherzigen. Rainer Gansera Im Bild: Kamil Tkacz als Skrulik

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(Foto: dpa)

Die schwarzen Brüder Heidi-Kitsch mit Gruselmomenten: Moritz Bleibtreu spielt einen teuflischen Kinderhändler in der Verfilmung des Jugendbuchklassikers von Lisa Tetzner und Kurt Held. Xavier Koller inszeniert diese Geschichte um die Kinder armer Tessiner Bauern, die nach Mailand verkauft werden, um als Kaminfeger lebensgefährliche Arbeit zu tun. Ein Abenteuerfilm vor historischem Hintergrund, der das Leid der "Verdingkinder" arg gefällig präsentiert. Martina Knoben Im Bild: Moritz Bleibtreu als Antonio Luini (l.) und Fynn Henkel als Giorgio

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(Foto: Film Movement Canada)

Watchtower Regisseurin Pelin Esmer, junges Talent des neuen türkischen Films, erzählt von zwei Einsamen, die zwar einander finden, aber nicht das Glück. Der Mann lebt auf einem Wachturm in den Bergen, die Frau arbeitet in der nahegelegenen Tankstelle. Langsam enthüllt das Melodram beider Vergangenheit und zeigt zugleich, wie soziale Kontrolle funktioniert und wie sie unterlaufen wird. Doris Kuhn Im Bild: Nilay Erdönmez als Seher

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(Foto: dpa)

Yves Saint Laurent Jalil Lespert hat für sein Biopic die ideale Besetzung gefunden - Pierre Niney gibt einen hervorragenden, manchmal richtig bewegenden jungen Yves Saint Laurent ab. Ansonsten hat er sich für die privaten Dramen des Designers interessiert, die Lebensgeschichte mit einer schwulen Liebe im Mittelpunkt erzählt. Die Mode, für die Saint Laurent ja eigentlich berühmt wurde, spielt eine Nebenrolle. Susan Vahabzadeh Im Bild: Guillaume Gallienne als Pierre Berge (l.) und Pierre Niney als Yves Saint Laurent

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