Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Globalisierung der Schäfer

Die Schafzüchter-Doku "Off The Beaten Track" ist zugleich ein stimmungsvoller EU-Film. Captain Kirk und seine Horde zeigen in einer Weltraumoper auf Speed ihre Liebe zur Technik, während in "Starlet" ein atemberaubendes Topmodel poetisch zum Pornostar wird. Welche Filme den Kinobesuch lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"BB King: The Life of Riley"

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(Foto: Kevin Nixon/Guitarist/Arsenal)

Die Filmstarts vom 09. Mai auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme. "BB King: The Life of Riley" Es ist eigentlich schon einmal zu viel gesagt worden, dass der Blues ein Gefühl ist, das im Zweifel in einer einzigen Note stecken kann. Aber wenn B. B. King diese Note spielt, irgendwo auf den drei hohen Saiten zwischen dem sechsten und vierzehnten Bund seiner Gitarre, mit diesem warmen, samtenen, sich dennoch nicht abnutzenden Vibrato - dann stimmt es wirklich. Dann ist er da, der Blues. Als eine wirklich ewige Wahrheit, die nur jemanden mit einem Herzen aus Beton unberührt lassen kann. Allen anderen sei diese Dokumentation empfohlen, nein: verschrieben. Jens-Christian Rabe

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"The End of Time"

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(Foto: Grimthorpe Film)

Peter Mettler will wissen, was Zeit ist. Zwischen dem Teilchenbeschleuniger am Cern, Vulkanen, Eremiten, Techno in Detroit und Buddhisten sammelt er Stimmen. Ein Dauerbildschirmschoner sorgt mit viel Exotismus und rauchiger Urzeitromantik für die Visuals. Nach viel Blabla und Trance erinnert seine Mutti daran, sein Leben zu leben, und er, dass es keine letzte Antwort gäbe. Zu dumm. Phlipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Hanni und Nanni 3"

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(Foto: Universal Pictures Germany)

Der Zwillingsschwestern-Charme (Jana und Sophia Münster) funktioniert auch noch beim dritten Leinwandabenteuer. Doch Regisseurin Dagmar Seume vernudelt die Eifersuchtsstory derart lieblos zur Gagmaschinerie, dass sich kein innerer Kontakt zu den Heldinnen finden lässt. Weiterer Beleg für Theodor W. Adornos Diktum, dass sich die Produkte der Unterhaltungsindustrie letztendlich in Werbespots ihrer selbst verwandeln. Rainer Gansera

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"No Place on Earth - Kein Platz zum Leben"

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(Foto: dpa)

Ein Leben unter der Erde, in einer kalten, dunklen Höhle, mit wenig Nahrungsmitteln und immer in Angst - so haben zwei jüdische Familienclans in der Ukraine versucht, der Verfolgung durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg zu entgehen. Der New Yorker Höhlenforscher Chris Nicola hat diese Geschichte aus dem Holocaust entdeckt, und Janet Tobias versucht, sie zu dokumentarisch erzählen - aber leider auch in sehr ungelenken Spielszenen, die stark nach Fernsehen aussehen. Susan Vahabzadeh

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Off The Beaten Track"

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(Foto: Barnsteiner Film)

Schafzüchter-Filme sind fast schon ein eigenes Genre innerhalb des Dokumentarfilms geworden. Der von Dieter Auner folgt dem jungen Hirten Albin und seiner Familie im Norden Transsylvaniens, die vom traditionellen Weg abweichen, weil sich als Saisonarbeiter in Deutschland deutlich mehr verdienen lässt als mit Wolle, Lammfleisch oder Schafskäse. Ein EU-Film. Stimmungsvoll, mit tollen Bildern und einem klaren Blick für die Folgen globalisierter Märkte. Martina Knoben

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Schimpansen"

6 / 12
(Foto: dpa)

Also: Oskar heißt gar nicht Oskar. Und Oskars Mutter lebt. Ein Skandal? Oder ist der Skandal doch eher, dass die Schimpansen aussterben? Es ist, trotz der hingedengelten Disneynature-Story, ein wunderbarer Tierfilm von Fothergill und Linfield. Man kann echten Schimpansen dabei zusehen, wie sie mit großen Steinen Nüsse knacken und mit großer Freude durch den Regenwald tanzen. Wer glaubt: alles erfunden, der kennt den Dschungel in Taï nicht. Karin Steinberger Im Bild: Die Schimpansen Oskar und Freddy

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Smashed"

7 / 12
(Foto: dpa)

Junge Lehrerin übergibt sich vor ihrer Grundschulklasse unters Pult und behauptet, sie sei schwanger, um nicht zugeben zu müssen, dass die Tequila-Partys außer Kontrolle geraten. Mary Elizabeth Winstead war bei Tarantino ein süßes Cheerleader und trug in "Scott Pilgrim" knallige Neonperücken. Hier gibt sie für James Ponsoldt den personifizierten Kater und spielt sagenhafte Szenen delirierender Demütigung. David Steinitz Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier. Im Bild: Mary Elizabeth Winstead als Kate und Aaron Paul als Charlie

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Star Trek Into Darkness"

8 / 12
(Foto: Zade Rosenthal)

Weltraumoper auf Speed vor der Playstation. Der geniale Hollywood-Reformer J.J. Abrams macht aus der jungen Crew der Enterprise um Captain Kirk (Chris Pine) eine Horde Geeks, die unsere Heinzelmännchen werden: Mit ihrer Liebe zur Technik bereiten sie uns vor, per 3D-Brille emotionalen Anschluss an ihren Raum zu finden, damit Sehen und Fühlen eins werden. Dass das 3D noch ausbaufähig bleibt ist mehr Hoffnung als Enttäuschung. Philipp Stadelmaier Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Zachary Quinto als Spock und und Chris Pine als Captain Kirk

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Starlet"

9 / 12
(Foto: N/A)

Während das Mainstream-Kino Triumphe des Willens feiert, bemüht sich das Independent-Kino um andere Regungen des Gemüts, bezaubert mit Schönheit, Poesie, Wahrhaftigkeit und feingliedrigen Charakterportraits. So Sean Baker in seiner Meditation über Freundschaft und Käuflichkeit, gefilmt im Stil des cinéma verité, mit der atemberaubend schönen, als Topmodel bekannten Dree Hemingway in der Hauptrolle als Porno-Sternchen im sonnigen San Vernando Valley. Rainer Gansera Im Bild: Dree Hemingway als Jane (rechts) und Besedka Johnson als Sadie

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Stoker"

10 / 12
(Foto: dpa)

Der Koreaner Park Chan-Wook, vor allem für seine kompromisslose "Vengeance"-Trilogie bekannt, folgt hier dem Lockruf des Westens in eine zeitlos altertümliche, viktorianisch angegruselte Märchenwelt. "Stoker", sein internationales Debüt, zeigt Mia Wasikowska als geheimnisvolle 18-Jährige, die allerhand verborgene und gefährliche Dinge entdeckt - und schwelgt in eindrücklichen Symbolen einer erwachenden Sexualität. Tobias Kniebe Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Nicole Kidman als Evelyn und Matthew Goode als Charles Stoker

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Tilt"

11 / 12
(Foto: Port au Prince Filmverleih)

Eine Gruppe Teenager verheddert sich im Sofia der frühen Neunziger im Netz aus bröckelnder Staatsmacht, Korruption und Aufstiegsgier. Trotz konventionellen Erzählmustern bietet der Binnenblick von Viktor Chouckovs Debütfilm, in Bulgarien einer der erfolgreichsten der letzten Jahre, spannende Ansichten aus den Randgebieten des taumelnden Sowjetsystems. Annett Scheffel

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Das Weiterleben der Ruth Klüger"

12 / 12
(Foto: Kairos Filmverleih)

Schon als Kind im Konzentrationslager hat Ruth Klüger Gedichte geschrieben, um damit zumindest die sprachliche Kontrolle über ihre Situation zu gewinnen. Die Feinheiten der Sprache beschäftigen sie bis heute als Autorin und Germanistik-Professorin. In ihrem  filmischen Portrait sucht Renata Schmidtkunz an den Orten der Vergangenheit ebenso wie im heutigen Leben dieser beeindruckenden Frau nach den Spuren, die die Erfahrung des Holocaust hinterlassen hat. Anke Sterneborg

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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