Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Erotische Trickbetrügereien

In "Focus" reaktiviert Will Smith als Hochglanzgauner seinen Hundeblick. Die SciFi-Fantasie "Chappie" löst das Problem mit dem ewigen Leben, doch überzeugender ist dann doch, wie "Still Alice" die Endlichkeit des Daseins herausarbeitet. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 10

Afrika, das magische Königreich

AFRIKA - DAS MAGISCHE KÖNIGREICH ab 05.03.2015 im Kino

Quelle: obs

Wie inszeniert man Afrika in einer Dokumentation? Patrick Morris und Neil Nightingale machen es vor: atemberaubende Naturaufnahmen, die aussehen wie perfekt produzierte Werbeclips; Musik zwischen Ethnokitsch, Orchesterbombast und Coldplay; ein aufdringlicher Kommentar, der in abgefrühstückten Phrasen das Leben und die Natur feiert. So kennen wir Afrika, so lieben wir Afrika.

Kai Spanke

2 / 10

Chappie

-

Quelle: AP

Ein Terminator namens Chappie: Neill Blomkamps SciFi-Fantasie über einen Polizei-Droiden mit Bewusstsein ist in schrillen Punkfarben funkelnder Blödsinn mit viel Geballere und Gangsta-Parodie. Auch das Problem mit dem ewigen Leben wird am Ende gelöst.

Martina Knoben

3 / 10

Focus

-

Quelle: AP

Elegante Trickbetrüger-Tragikomödie im Champagnermilieu. Will Smith reaktiviert als Hochglanzgauner nochmal seinen melancholischsten Hundeblick, um an Geld, vor allem aber an die schöne Margot Robbie heranzukommen. Das Regie-Duo Glenn Ficarra und John Requa hat sich dafür ein paar hübsche dramaturgische Zaubertricks ausgedacht und inszeniert das Taschendiebdasein als erotischen Akt.

David Steinitz

4 / 10

Fußball - Großes Spiel mit kleinen Helden

Fußball - Großes Spiel mit kleinen Helden

Quelle: Splendid

Ein Argentinier macht einen Film über Fußball. Klingt logisch. Oscar-Preisträger Juan José Campanella widmet seinen ersten Animationsfilm allerdings dem Fußball des kleinen Mannes: dem Kickern. Joachim ist ein klassischer Underdog, der sein Dorf vor dem fiesen Superstar Rolando retten will. Dabei helfen ihm die zum Leben erwachten Kicker-Figuren. Eine David-gegen-Goliath-Odyssee, die auf dem Fußballfeld der riesigen Arena endet. Der Kaiser kommentiert, Rudi Völler wird zur Spielfigur - und "el crack" Ronaldo ist der Egozentriker Rolando. Die Leidenschaft zum Fußball ist einfach international.

Julia Weigl

5 / 10

My Stuff

My Stuff

Quelle: Rise and Shine Cinema

Den gesamten Besitz wegsperren, einen Gegenstand pro Tag zurückholen, ein Jahr lang nichts kaufen: Der finnische Dokumentarfilmer Petri Luukkainen versucht sich mit diesen Selbstversuch an einer Art spiegelverkehrtem "Super Size Me". Was spannende Meditationen über die Last von Besitz verspricht, kommt nur schwer über milde Mittzwanziger-Nabelschau hinaus. Am Ende wissen wir so viel wie vorher - "Stuff" macht nicht glücklich - und sind doch nicht klüger.

Annett Scheffel

6 / 10

Pepe Mujica - Der Präsident

Pepe Mujica - Der Präsident

Quelle: Piffl Medien

"Ich bin ein Bauer, und das werde ich immer bleiben", hat der Blumenzüchter und frühere Guerillero Pepe Mujica einmal gesagt. Er hat Recht behalten, aber es kam dann noch eine andere Aufgabe dazu: die des Präsidenten von Uruguay, am vergangenen Sonntag endete seine Amtszeit. Die Schweizer Journalistin Heidi Specogna hat den "bescheidensten Präsidenten der Welt", der bis zu 90 Prozent seines Gehalts für soziale Projekte spendete, nach 1995 schon zum zweiten Mal porträtiert. Das Ergebnis ist ein liebevoller Blick auf einen älteren Herrn, für den die Politik trotz seines Amtes nur eine Nebenrolle zu spielen scheint.

Karoline Meta Beisel

7 / 10

Project Almanac

Project Almanac

Quelle: Guy D'Alema

Drei Nerds entdecken eine nicht funktionsfähige Zeitmaschine und basteln in schier endlosen Sessions so lange daran herum, dass die Erzählstruktur bereits kollabiert, bevor es überhaupt richtig losgeht. Sobald das Gerät dann läuft, reist man mit weiblicher Verstärkung in die Vergangenheit - Lotto spielen, Party machen, das Zeitgefüge durcheinanderwirbeln. Dean Israelite scheucht sein blutleeres Personal durch ein Filmfiasko, das in seinen schlimmsten Momenten aussieht wie ein schlüpfriges Musikvideo.

Kai Spanke

8 / 10

Still Alice

Kinostart - Still Alice - Mein Leben ohne gestern

Quelle: dpa

Eine Frau erkrankt an Alzheimer - und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Mit viel Gefühl für leise Töne haben Richard Glatzer und Wash Westmoreland den Roman von Lisa Genova verfilmt. Aber es ist dann vor allem der Film von Julianne Moore - sie ist in jeder Szene, und sie spielt Alice, die an Alzheimer erkrankt, mit so vielen Nuancen, dass man beginnt, Dinge zu verstehen, die kaum zu begreifen sind.

Eine Rezension im Video finden Sie hier.

Susan Vahabzadeh

9 / 10

Seventh Son

Seventh Son

Quelle: Universal Pictures International France

Der siebte Sohn eines siebten Sohns sein, das ist schon mal ein ganz gutes Ding, um ein tüchtiger Monsterbekämpfer zu werden. Dann muss man natürlich noch fleißig lernen und trainieren, um richtig gut zu werden in dem Job, denn mit Magie allein geht auch im finsteren Mittelalter nix. Unter den dragonesken Spektakeleffekten lässt Sergej Bodrov hier eine pragmatische und bewegende Lehr-und- Wanderjahre-Meditation lauern, die auch dem Paar Jeff Bridges und Julianne Moore gehörig Emotion abverlangen.

Fritz Göttler

10 / 10

Verstehen Sie die Beliers

Verstehen Sie die Béliers?

Quelle: Mars Distribution

Herzige Sechzehnjährige mit gehörlosen Eltern (Karin Virard, François Damiens) entdeckt ihr Goldkehlchen beim Gesangswettbewerb. Für Liebhaber französischer Chansons und familiärer Rührseligkeiten. Éric Lartigaus Komik-Melo-Mix ist von allen Pariser Kömodienhits der jüngsten Zeit der formelhafteste. Immerhin hilft der Charme der Heldin (Kinodebüt der Sängerin Louane Emera) über manchen Klamauk hinweg.

Rainer Gansera

© SZ vom 05.03.2015/perl
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