Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ein Kinderfilm, dem Kinder egal sind

In "Ella und der Superstar" sind Kinder nur Teil der Statisterie und in "Wer rettet wen?" machen sich Banken die Krise zunutze. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Brasserie Romantiek

Brasserie Romantiek

Quelle: Rendezvous Filmverleih

Speisesaal-Film von Joël Vanhoebrouck. Im titelgebenden Restaurant von Pascaline (Sara de Roo) tummeln sich Liebes-Gäste. Die zu hundert Prozent humorfreie Valentinstag-Pärchen-Klamotte, die neunundneunzig Prozent des Films einnimmt, ist bar jeglichen Interesses. Halbwegs gelungen sind die Aufnahmen der Gerichte. Nicht einmal herzförmig können Jakobsmuscheln an Iberico-Schinken keinen Appetit machen.

Philipp Stadelmaier

2 / 8

Ella und der Superstar

Ella und der Superstar

Quelle: Film Kino Text

Ein Kinderfilm, dem Kinder egal sind. Das zweite "Ella"-Abenteuer nach den Kinderbüchern von Timo Parvela handelt von einem Lehrer, der sich als Klassenclown aufspielt, und von einer Schlagersängerin in der Sinnkrise. Titelheldin Ella und ihrer Freunde bleiben Randfiguren, Statisterie. Der finnische Regisseur Marko Mäkilaakso stapelt Albernheiten, von denen er glaubt, dass Kinder sie witzig finden würden.

Rainer Gansera

3 / 8

Housebound

Housebound

Quelle: Droits réservés

Hausarrest ist schlimmer als Gefängnis - wenn man wie Schmalspurbankräuberin Kylie eine böse guckende Rebellin ist, die vom Gericht bei ihrer Mama einquartiert wird. Die beharrt darauf, dass es in dem Haus spukt, was Kylie nicht lange als Hysterie abtun kann. Die Horrorkomödie des neuseeländischen Regisseurs Gerard Johnstone ist zwar weder richtig gruselig noch richtig lustig, macht aber dank Hauptdarstellerin Morgana O'Reilly trotzdem Spaß.

Karoline Meta Beisel

4 / 8

Inherent Vice

Kinostart - Inherent Vice - Natürliche Mängel

Quelle: dpa

Ein schönes Leben scheint das gewesen zu sein, als Privatdetektiv im bekifften Los Angeles 1970. Paul Thomas Anderson erforscht den Film noir als erotisches Genre. Joaquin Phoenix, der schon in "The Master" so intensiv geliebt und gelitten hat, springt als Private Eye Doc Sportello durch eine immer wirrer werdende Geschichte, gegen den Bogarts "Big Sleep" ein Muster der Gradlinigkeit ist. Reese Witherspoon als Staatsanwältin hält Doc auf Trab, die tolle Katherine Waterston ist wie ein Phantom aus der (Liebes-)Vergangenheit, als Shasta Fay Hepworth. Die Vorlage ist von Thomas Pynchon, dem vertrackten großen Unsichtbaren der amerikanischen Literatur. Von Fritz Göttler

Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

5 / 8

Manolo

Kinostart - Manolo und das Buch des Lebens

Quelle: dpa

Götter, Banditen, magische Jenseits-Welten, zwei Freunde und die schönste aller Señoritas. Alles in mitreißend visionierter 3D-Animation. Mix aus Folklorefantasie und Cartoonwitz, Hommage an die tollste Fiesta Mexikos: Allerseelen, Gedenktag der Verstorbenen, präsentiert von Jorge R. Gutierrez (Regie) und Guillermo del Toro (Produktion) mit Lust an ornamentaler Raffinesse und knallbuntem Jahrmarktszauber.

Rainer Gansera

6 / 8

Wer rettet wen?

Wer rettet wen?

Quelle: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Seit Jahren werden Länder und Banken immer aufs Neue gerettet. Zugleich kräftigt man genau jene Strukturen, die zur Krise führten: Privatisierungen, unregulierte Derivatemärkte, billiges Geld für kommende Investitionszyklen. Leslie Franke und Herdolor Lorenz zeigen, welche Folgen das in Europa hat und wie Banken die Krise zum Geschäftsmodell machen. Allerdings fragt sich, ob dafür eine so konventionelle Dokumentation nötig war - ein Artikel hätte es auch getan.

Kai Spanke

7 / 8

When The Game Stands Tall

When the Game Stands Tall

Quelle: Sony

Die Geschichte von Bob Ladouceur, der sein Uni-Team, die Spartans der La Salle High School, in eine unglaubliche ununterbrochene Serie von 151 Siegen hintereinander führte. Jim Caviezel, der für Mel Gibson den Jesus spielte, ist einer der großen Stoiker des Hollywoodkinos der letzten Jahre. Sein Gesicht bleibt unbewegt, selbst nach einem Herzanfall, aber er holt aus allen Zwischenfällen des Alltags Material für Trost und Anfeuerung. Großes Touchdown-Kino!

Fritz Göttler

8 / 8

Wild Card

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Quelle: AP

Action mal anders:Jason Statham zeigt hinter der Fassade des Nahkämpfers einen alternden Spieler, Regisseur Simon West zeigt hinter dem Glitzer für Touristen ein proletarisches Las Vegas, und sogar die Musik lässt aufblitzen, was dieser Film durchgehend klarstellt: Dass auch im bewährten Muster reichlich Überraschungen stecken, sobald man das Tempo anzieht oder Humor mit dazugibt.

Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier.

Doris Kuhn

© SZ vom 12.02.2015/perl
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