Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Drei Familiendramen und viel Schrott

In "Exit Marrakech" plagt sich ein Vater mit dem Sohn, Benno Fürmann mimt den "Fast perfekten Mann" und eine Zehnjährige träumt von der Raumfahrt. Daneben ein Plastikpenis und ähnlicher Mist. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:JuliAugust

Marco Storman

Quelle: PR

In "Exit Marrakech" plagt sich ein Vater mit dem Sohn, Benno Fürmann mimt den "Fast perfekten Mann" und eine Zehnjährige träumt von der Raumfahrt. Daneben ein Plastikpenis und ähnlicher Mist. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Von den SZ-Kinokritikern.

JuliAugust

Kleinbus mieten, drei junge Schauspieler anheuern, Handlung improvisieren, Digitalkamera einschalten - und ab in den Süden. Marco Storman hat sich diesen Jungfilmer-Traum erfüllt, aber wozu? Um einmal mehr verhaltensgestörte Sprachlosigkeit zu inszenieren, endlose Leerstellen à la Berliner Schule - und modische Verklemmtheit, die umso seltsamer wirkt, als zwischendrin auch mal Sperma fließen muss.

Tobias Kniebe

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Draussen ist Sommer

Draußen ist Sommer

Quelle: Alpha Medienkontor

Draussen ist Sommer

Nach dem Umzug in die Schweiz driftet die Familie der 14-jährigen Wanda (Maria Dragus) auseinander, ihr Dasein zwischen dem klaren Blau des Sommerhimmels und des Swimmingpools wird opak und schmutzig. Statt Familiendrama oder Coming of Age-Kitsch filmt Friederike Jehn eine diffuse Art, auf der Welt zu sein: Am Ende wird Wanda zur Regisseurin einer Familienurszene, die ebenso uralt wie unmöglich ist.

Philipp Stadelmaier

Im Bild Maria-Victoria Dragus als Wanda.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Dramaconsult

Dramaconsult

Quelle: pong Film

Dramaconsult

Was erklärt die Weltwirtschaft noch besser als ein Film über Weltwirtschaft? Ein Film als Weltwirtschaft. Darum ist "DramaConsult" nicht nur der Name dieser Dokumentation, sondern auch des eigens für sie gegründeten Beratungsunternehmens. Das Unternehmern aus Nigeria erklärt, wie man Deutsche dazu bringt, ihr Geld in Afrika zu investieren. Das Ergebnis ist ein sehr lustiger Film, in dem man eine Menge über die Eingeborenen erfährt. Die deutschen, versteht sich.

Jan Füchtjohann

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Exit Marrakech

Pubertät Jugendliche Väter Eltern Exit Marrakech Ulrich Tukur Samuel Schneider

Quelle: Studiocanal

Exit Marrakech

Ein Familiendrama von Oscarpreisträgerin Caroline Link: Ein berühmter Theaterregisseur (Ulrich Tukur) und sein 17-jähriger Sohn plagen sich in Marokko miteinander herum, der Vater hatte nie Zeit. Was Link daraus gemacht hat, sieht lebhafter aus, als es letztlich ist - ihre Figuren bleiben Klischees

Susan Vahabzadeh

Im Bild Ulrich Tukur als Heinrich und Samuel Schneider als Ben.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Jackass presents: Bad Grandpa

Kinostarts - 'Jackass: Bad Grandpa'

Quelle: dpa

Jackass presents: Bad Grandpa

Die "Jackass"-Stunts, die Johnny Knoxville einst auf MTV aufführte, konnte man noch als Zeitgeist-Phänomen sehen. Was er nun unter Regie von Jeff Tremaine als "Bad Grandpa" aufführt, ist jedoch nichts als Opas "Versteckte Kamera". Die Passanten reagieren auch nur minimal, wenn Knoxville Bunststifte isst, Leichen verräumt oder seinen Plastikpenis zeigt. Schrott.

Joachim Hentschel

Im Bild Johnny Knoxville als Irving Zisman und Jackson Nicoll als Billy.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ender's Game

Kinostarts - 'Ender's Game'

Quelle: dpa

Ender's Game

Wer spielt, sündigt nicht ... Hauptsache, er weiß nicht, wie nah an der Wirklichkeit sein Spiel ist. Ender's Game, der Kultroman von Orson Scott Card von 1985, entwickelt in der Verfilmung von Gavin Hood, heute im Zeitalter des irrealen, des Drohnenkriegs, eine bizarre Aktualität. Die Kids sind, mit ihren Fähigkkeiten an den Konsolen, die Krieger der Zukunft. Die alte und die neue Kriegskultur stößt zusammen im blassen, traurigen Gesicht von als Butterfield als Ender.

Fritz Göttler

Im Bild Harrison Ford als Oberst Graff.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Sputnik

Sputnik; Sputnik

Quelle: Georges Pauly; MFA Film

Sputnik

1989. Ganz Ostdeutschland ist (noch) besetzt, aber ein kleiner Gasthof hört nicht auf, der DDR Widerstand zu leisten. Allen voran die zehnjährige Rike (Flora Thiemann), die von der Raumfahrt träumt und sich zu ihrem Onkel Mike in den Westen beamen will. Markus Dietrich zitiert Spielberg, zeigt aber statt kindlicher Verzückung nur überspannte Kindsköpfe in einer kindgerechten Politfabel. Kindisch.

Philipp Stadelmaier

Im Bild Flora Li Thiemann als Frederike.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Am Ende der Milchstraße

Am Ende der Milchstraße

Quelle: Neue Visionen

Am Ende der Milchstraße

Ein Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, abseits der großen Straße, etwa fünfzig Einwohner, manche arbeitslos, manche losgezogen und zurückgekehrt. Wenig Spielraum heute, räsoniert einer. Es fängt idyllisch an, einer angelt, eine Frau züchtet Pferde, hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Leopold Grün/Dirk Uhlig haben genau die richtige Distanz, nie zu nah, nie zu weit weg, so dass eine Geräumigkeit und Gemächlichkeit sich einstellt, wie man sie liebt im Kino.

Fritz Göttler

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Meine keine Familie

Meine keine Familie

Quelle: mindjazz pictures

Meine keine Familie

Hier sollte man von gesellschaftlichen Machtverhältnissen genesen - aber in seinem Dokumentarfilm über die libertinäre und antiautoritäre Kommune, in die er hineingeboren wurde, zeigt Paul-Julien Robert den demütigenden Machtmissbrauch des Gründers Otto Muehl. Roberts Film-Therapie besteht in damals gemachten, hier erstmals gezeigten Filmaufnahmen, die, schrecklich und unwiderlegbar, den Ursprung seines Traumas enthüllen.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Freakonomics

Freakonomics

Quelle: Kinostar Filmverleih

Freakonomics

Seit "Freakonomics" weiß die Welt, wie man pfuschende Lehrer, schräge Kindernamen und egoistische Häusermakler ökonomisch lustig erklärt. Geht auch mit Prostitution (Huren aufgepasst: ein Zuhälter lohnt sich) und Erderwärmung (Benzin sparen ist auch keine Lösung). Dann kam der Blog, das Radioprogramm, Vorträge - und nun eben dieser Film. Gutes Wissen, verpackt als wunderbar doofes Vorabend-Fernsehen.

Jan Füchtjohann

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

Kinostarts - 'Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2'

Quelle: dpa

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

Gewürzgurken, die gerne angeln gehen? Die Essens-Maschine von Flint Lockwood hat seine Heimatinsel zu einem Ressort für Shrimpansen, Flamangos und anderes Speisegetier gemacht - eine freundliche "Jurassic Park"-Parodie. Cody Cameron und Kris Pearn versuchen sich erst gar nicht an Pixar-Perfektion, sondern huldigen lieber dem surrealen Trickfilm in "Yellow Submarine"-Tradition.

David Steinitz

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Der fast perfekte Mann

Kinostarts - 'Der fast perfekte Mann'

Quelle: dpa

Der fast perfekte Mann

"Aber ich kann mit Kindern so gar nix anfangen!", bekennt TV-Moderator und Weiberheld Ulf (Benno Fürmann als kantiger Macho) - und wird natürlich eines Besseren belehrt. Die Formel vom Hallodri, der plötzlich den Vatertest bestehen muss, gehört zu den Lieblings-Blaupausen der aktuellen deutschen Banal-Komödie ("Vatertage", "Kokowääh") und wird von Vanessa Jopp im rührseligen Fernsehspiel-Format durchgespielt.

Rainer Gansera

© SZ.de/ahem
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