Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Diese verflixten Tage

Wenn Berlin in magischem Schwarz-Weiß zur Geisterbahnfahrt wird. Wenn Frauen für alle Rat wissen, außer für sich selbst. Wenn die Jugend mal wieder zum Verrücktwerden ist. Dann sind die Herbstfilme im Kino.

den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Alles wird gut"

1 / 11
(Foto: dpa)

Diese Bühne ist für alle, für Behinderte und Nichtbehinderte, für Laien und Profis - mit einer in jeder Hinsicht bunten Truppe probt der (selbst contergangeschädigte) Regisseur Niko von Glasow sein Stück "Alles wird gut". Darin geht es um ein Casting, bei dem die behinderten Bewerber in einem eigenen Raum vergessen werden. Von Glasow könnte diese Verschwendung kreativer Ressourcen nicht passieren. Bei seinen Proben, die der Film dokumentiert - wobei die Grenzen zum Spiel unmöglich zu ziehen sind -, geht es heftig zur Sache, weil er das Private der Akteure produktiv nutzt. Der Titel ist denn auch ganz ernst gemeint. Martina Knoben

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Der deutsche Freund"

2 / 11
(Foto: Verleih Neue Visionen)

Eine deutsch-jüdische Geschichtsdurcharbeitung, aus Argentinien geht Jeanine Meerapfel zurück in die BRD. Unmögliche Sehnsucht nach Ende der "Spannung", und Sehnsucht nach einer unmöglichen Privatsphäre. Ein unpolitischer Film, der aber aus der Politik nicht austreten kann. Und mittendrin ein sehr seltsames Godard-Zitat. Philipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Heino Jäger - Look before you kuck"

3 / 11
(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

Der große Dokumentarist des abseitigen Hamburg, Gerd Kroske, macht sich auf die Spur einer Sixties-Legende: Heino Jaeger, Maler und erster Stand-Up-Comedian im Radio, als es den Namen für gesprochene Satire noch gar nicht gab. Sichtbar wird deutsche Nachkriegsgeschichte, hörbar ein verwegener Humor, und die Realität ist so hässlich wie sie ist. Doris Kuhn

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Lore"

4 / 11
(Foto: Music Box Films)

Im Frühjahr 1945 schlägt sich die fünfzehnjährige Lore (beindruckend vielschichtig: Saskia Rosendahl) mit ihren vier kleinen Geschwistern quer durchs besetzte Deutschland. In ihrer Teil-Verfilmung von Rachel Seifferts Roman "Die dunkle Kammer" destilliert die Australierin Cate Shortland aus der verengten Teenagerperspektive einen frischen Blick auf altbekannte Historie: Entnazifizierung als erschütternd-intimes Coming of Age, als ergreifender Roadtrip durch ein düsteres Nachkriegsmärchenland, in dem die Täterkinder um Orientierung ringen. Anke Sterneborg Die ausführliche SZ-Rezension lesen Sie hier Im Bild: Saskia Rosendahl als Lore

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Niko 2 -Kleines Rentier, großer Held"

5 / 11
(Foto: dpa)

In der europäischen Koproduktion treffen traditionelles Weihnachtsmärchen und moderne Familiengeschichte aufeinander. Das kleine fliegende Rentier Niko muss nicht nur die Bescherung retten, sondern sich auch im Gefühlschaos seiner neuen Patchwork-Familie zurechtfinden. Ein ebenso spannender, wie liebevoller Animationsfilm für Kinder. Scheffel

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Oh Boy"

6 / 11
(Foto: dapd)

Den Titel-Seufzer seines preisgekrönten Regiedebüts intoniert Jan Ole Gerster mit Witz und Poesie, mit magischen Schwarz-Weiß-Bildern und einem großartigen Tom Schilling. Morgens geht es mit der Freundin schief, dann verschluckt der Bankautomat die Karte - einer dieser verflixten Tage, an dem Berlin für den jungen Mann zur Geisterbahnfahrt wird, angefüllt mit Begegnungen der kuriosesten Art und dieser schrecklich-schönen Kaffee&Zigaretten-Melancholie. Rainer Gansera Eine Begegnung mit Tom Schilling finden Sie hier Im Bild: Friederike Kempter (v.l.) als Julika, Marc Hosemann als Matze und Tom Schilling als Niko

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Die Ökonomie des Glücks"

7 / 11
(Foto: BraveHearts International)

Globalisierungsgegner aus allen Kontinenten, angeführt von Co-Regisseurin Helena Norberg-Hodge, rufen etwa eine Stunde lang zur Abkehr vom Großkapitalismus auf. Denn: Lokale Bauernmärkte machen glücklich, Geld und Konsum nicht. Wenn's nur so einfach wäre. Tobias Kniebe Im Bild: das deutsche Filmplakat, Verleih BraveHearts International

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Omamamia"

8 / 11
(Foto: dapd)

Marianne Sägebrecht als bayerische "Oma in Roma" - so sollte der Film von Tomy Wigand ursprünglich heißen. Eigentlich ist Oma ja nur  hinter dem Segen des Papstes her, erlebt dann aber einen zweiten Frühling, mit einem Vespa fahrenden italienischen Schlawiner und als Köchin einer trattoria bavarese, deren Gerichte sogar den Heiligen Vater verführen. Plumpes Konsenskino mit einer wie immer grundsympathischen Marianne Sägebrecht. Lieber noch einmal "Out of Rosenheim" ansehen! Martina Knoben Im Bild: Marianne Saegebrecht als Margarethe

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Sag, dass Du mich liebst"

9 / 11
(Foto: dpa)

Melina ist eine schillernde Blüte der Nacht. Im Radio hat sie Lebensrat parat für all die einsamen Anruferinnen. In ihrem eigenen Leben herrschen Berührungsängste, der totale Rückzug über die Dächer von Paris. Als sie nach der Mutter sucht, die sie einst an ein Waisenhaus gab, muss sie ins Leben zurück, auch zur Liebe womöglich, Eine prollige französische Marnie-Variante, mit Karin Viard als Melina, die so absolut und absurd cool ist wie Hitchcocks Blondinen. Fritz Göttler Im Bild: Karin Viard als Melina

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Skyfall"

10 / 11
(Foto: dpa)

Zum 50. Kinojubiläum wird James Bond für tot erklärt, feiert Wiederaufstehung und fühlt sich auf einmal wirklich wie fünfzig. Guter Trick, und Sam Mendes hat davon noch ein Dutzend mehr auf Lager - inklusive einer genialen Entscheidungsschlacht auf heimischem britischen Boden. Tobias Kniebe Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier Im Bild: Berenice Marlohe als Severine und Daniel Craig als James Bond 

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Vielleicht lieber morgen"

11 / 11
(Foto: dapd)

Die Adoleszenz ist zum Verrücktwerden, und dann wird man am Ende doch nur erwachsen: Stephen Chbosky durfte seinen Roman "The Perks of Being A Wallflower" vom Ende der Neunziger mit Emma Watson, Logan Lerman und Ezra Miller verfilmen. Mit viel Musik und ein wenig Melancholie trifft er genau den richtigen Ton für eine Coming-of-Age-Geschichte. Susan Vahabzadeh Im Bild: Emma Watson als Sam und Logan Lerman als Charlie

© SZ vom 31.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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