Kurzkritik:Zurück zum Glück

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Die schottische Band "Belle & Sebastian" in der Muffathalle

Von Jürgen Moises, München

Das Wichtigste sei es doch, glücklich zu sein. Das erzählt der Belle & Sebastian-Sänger Stuart Murdoch seinem Publikum. Aber wie macht man das in schwierigen Zeiten, siehe Brexit oder Trump? Murdochs erste Folgerung: Vielleicht sollten wir alle mehr so wie die Deutschen sein. Und seine zweite: "Okay, here is a sad song." Gut, das klingt beides irgendwie ironisch. Andererseits gibt es ja Leute, die sich gerne in der Trauer, der Melancholie und Nostalgie suhlen. Und damit ist man vielleicht tatsächlich auf einer richtigen Spur. Denn eine gewisse Nostalgie prägt auch das gefeierte Konzert der schottischen Band Belle & Sebastian, die nach längerer Abstinenz in der vollen Muffathalle auftritt, um ihr neues Album "How To Solve Our Human Problems" vorzustellen.

Da sieht man als Einstieg einen Schwarzweiß-Film über eine Akrobatikpuppe. Dann werden Siebzigerjahre-Tapetenmuster an die Wand geworfen oder, eine nette Idee, touristische München-Bilder inklusive Isar und Olympia-Maskottchen Waldi, die Murdoch humorvoll kommentiert. Auch in der Musik, die die neun Musiker neben dem klassischen Rockinstrumentarium unter anderem an Geige, Cello und Trompete vortragen, weht einem in Form von Folk- und Discopop so einiges an Vergangenheit entgegen. Einer Vergangenheit, zu der inzwischen auch die teilweise mehr als 20 Jahre alten eigenen Songs wie "She's Losing It" oder "The Boy With The Arab Strap" gehören.

Bei letzterem, ein altes Ritual, lässt Stuart Murdoch junge Zuschauer als Tänzer auf die Bühne kommen, um auf diese Weise das zu zelebrieren, was er auch in seinen Texten gerne besingt: die Jugend. Das mag aus seiner Sicht dann wieder Nostalgie sein, aber die Musik von Belle & Sebastian holt diese mit all ihren Gefühlen, Irrungen und Wirrungen ins Heute. Und wenn Murdoch "I Want The World To Stop" oder "We Were Beautiful" singt, dann ist das egal, ob es verrückt oder gelogen ist. Man singt einfach mit und denkt sich dabei: Alles ist möglich.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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