Kurzkritik:Zeit sparen

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Mariah Carey in der Olympiahalle

Von Dirk Wagner, München

Dass Trey Lorenz, der Mariah Carey bereits 1990 unterstützte, immer noch Background-Sänger der Popdiva ist, zeugt von einer zuverlässigen Chefin, die ihre Mitarbeiter schätzt. Umso unverständlicher ist es, wenn sie in der Olympiahalle ihr sensationelles Duett mit Lorenz streicht. Bei anderen Stationen ihrer Sweet, Sweet Fantasy-Tour sang sie "I'll Be There" von den Jackson 5 mit ihm gemeinsam - wie damals bei Michael Jacksons Trauerfeier. Jetzt überlässt Carey dem Sänger alleine die Bühne. Er singt Michael Jacksons "Rock with You", derweil sie sich hinter der Bühne in ein weiteres Exponat ihrer Kleiderschau schiebt.

Ist das die Strafe dafür, dass nach Köln auch ihr zweites Konzert in Deutschland nicht einmal zur Hälfte gefüllt ist? Nach 13 Jahren Abwesenheit hätten ruhig mehr Fans kommen dürfen. Ihre Stimme überspringt immer noch locker fünf Oktaven. Manchmal scheint sie gar mit Fledermäusen zu kommunizieren. Doch für gerade mal 4500 Zuschauer mag es schwierig genug sein, das Lächeln zu bewahren, derweil Carey wiederholt ihre Liebe zum Publikum betont und noch ihr zweites Duett mit Lorenz, "One Sweet Day", und den Phil Collins-Hit "Against All Odds (Take A Look at Me Now)" aus ihrer Setliste streicht. Eine gut bewährte Pause zwischen Konzert und Zugabe streicht Carey auch. Das spart Zeit. Wie alles, was sie singt, singt sie dann aber überzeugend leidenschaftlich und atemberaubend schön den Badfinger-Klassiker "Without You". "Ich kann nicht leben, wenn das Leben ohne dich ist", heißt es darin. Wahrscheinlich hätte Mariah ebenso mitreißend singen können: "Ich kann so nicht arbeiten". Mit fünf Oktaven hätte sie das schon auszuschmücken gewusst.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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