Kurzkritik:Wie bei Jogi

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Das Odeon-Jugendorchester zeigt seine spielerische Qualität

Von Andreas Pernpeintner, München

Das Fußballspiel am Wochenende hat das Odeon-Jugendsinfonieorchester München gegen sein Patenorchester, die Münchner Philharmoniker, gewonnen. Mit einem Treffer in der Nachspielzeit. Nun, beim 4. Jugendkonzert in der auch auf den Zuschauerrängen jugendlich besetzten Philharmonie, mit dem das zehnjährige Jubiläum des Jugendorchesters gefeiert wird, herrscht Eintracht. Gemeinsam sitzen die beiden Orchester auf dem Podium, je ein junger Musiker und ein Altgedienter teilen sich ein Streicherpult, auch die Bläser sind gemischt besetzt. Das senkt, witzelt Moderator Andreas Korn, den Altersdurchschnitt ganz erheblich.

Aber kommt dabei auch ein ordentlich eingespieltes Orchester heraus? Es ist wie bei Jogi Löws Jugendtruppe, die gerade den Confed-Cup spielt: Wie die jungen Fußballer sind auch die jungen Instrumentalisten so fundiert geschult, dass sie in einer solchen Konstellation bestens bestehen. Dabei böte Schumanns Opus 52 "Ouvertüre, Scherzo und Finale" in seiner Feingliedrigkeit genügend Stellen, bei denen die Interpretation zerbröseln könnte. Aber keine Spur. Wie präzise hier unter der Leitung von Gustavo Gimeno musiziert wird, wie gut Jung- und Profimusiker zu einem homogenen Ensemble verschmelzen, ist schön zu erleben. Gimeno hat an diesem Abend übrigens Geburtstag. Doch nicht die "Happy Birthday"-Einlage ist das zentrale Ereignis zwischen den auf dem Programm stehenden Werken, sondern das Dirigat, das die Zuhörerin Clara, vom Moderator aufs Podium gelockt, hinlegt: Nach kurzer Einweisung leitet sie souverän die ersten Takte von Brahms' Variationen über ein Thema von Joseph Haydn. Dann wird Gimeno wieder eingewechselt, und Clara wird von ihrer Begleitung in der Sitzreihe begeistert abgeklatscht.

Das Finale bestreiten die beiden Orchester mit Mussorgskys "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" in der Bearbeitung von Rimski-Korsakow. Vielleicht würden die Profimusiker alleine bei diesem Hexensabbat ein noch heftigeres Inferno entfesseln. Aber auch an diesem Abend tost die Musik so gewaltig, dass erst nach Brahms' Ungarischem Tanz Nr. 5 als Zugabe Schluss ist.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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