Kurzkritik:Wahnsinn

Helge Schneider überrascht wieder mal alle im Circus Krone

Von Thomas Becker

Allein die Programmtitel: "Wullewupp Kartoffelsupp", "Akopalüze Nau", "Komm hier haste ne Mark", um nur einige der bislang 27 aufzuzählen. "Ene mene mopel" heißt das aktuelle Werk, das er auch "Lirum larum Besenstiel" hätte taufen können. Denn egal was drauf steht, es ist immer Helge Schneider drin. Er muss im Circus Krone nur den Evergreen "Wurstfachverkäuferin" ankündigen, schon tobt der Saal. Die Singende Herrentorte, der peinlichster Entertainer der Welt, der seit 40 Jahren on Stage ist, ausgezeichnet mit dem "Goldenen Schlitzohr", ist ein Phänomen. Eins, das sich nicht ergründen lässt.

Jemandem, der Helge Schneider nicht kennt, zu erklären, was auf der Bühne passieren wird, ist schlicht unmöglich. Schneiders Kunst fällt in die Kategorie "Muss man erlebt haben". Das einzige, was man einem Helge-Debütanten raten kann, ist: "Erwarte das Unerwartbare!" Ob sich Schneider bei diesen Impro-Abenden immer wieder selbst überrascht, weiß nur er. Seine Rhythmusgruppe, die Super-Senioren Peter Thoms (Drums) und Rudi Olbrich (Kontrabass), sind jedenfalls in jeder Sekunde "on alert" - wissen sie auch nach vielen Jahren mit Schneider immer noch nicht, um welche Ecke er gedanklich gleich abbiegen wird.

Was verlässlich zu jeder Show gehört: großartige Musik. Zum Warmwerden Swing, später Duke Ellingtons "Mood Indigo", dazu ein wenig Ausdruckstanz, die sechs verschiedenen Pups-Töne von Dr. Fart, eine stumme Mini-Szene aus dem "Phantom der Oper", herrlich hanebüchene Endlosgeschichten wie die vom China-Restaurant, in der ein kleiner Hund kurzzeitig die Hauptrolle spielt... - der ganz normale Helge-Wahnsinn.

Das Programm für 2019 heißt "Ordnung muss sein". Um was es geht? Nobody knows but Helge. Die Ankündigung klingt jedenfalls brutal ehrlich: "Schon als Vierjähriger hat Helge Schneider sich ein Kissen unter den Schlafanzug gesteckt und ging als Dicker Mann mit Krückstock vor dem armseligen Wohnungsbauhaus in seiner Siedlung spazieren, um Aufmerksamkeit zu erregen. Bis heute hat sich an seinem Zustand nichts geändert."

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