Kurzkritik:Verzweifelte Liebende

Repušićs Einstand als Chef des Rundfunkorchesters

Von Klaus Kalchschmid

"Luisa Miller" ist nach "Giovanna d'Arco" und "I masnadieri" Giuseppe Verdis dritte Oper nach einem Drama Schillers und war wohl sein letzter großer Schritt zur Meisterschaft. Sie zeigt sich etwa in Rodolfos großer Arie "Quando le sere al placido" am Ende des zweiten und im gesamten letzten Akt. Nach der Beschwörung einstiger Seligkeit des Verliebtseins in dieser berührenden Arie vergiftet am Ende Rodolfo, der Sohn des Grafen Walter, sich und seine Luisa, die er fälschlicherweise der Untreue überführt glaubt. Dabei war der Brief, in dem sie ihre Liebe zu Wurm bekräftigt (dem Verwalter des Grafen) von diesem erzwungen worden, um ihren Vater aus dem Gefängnis zu befreien. Erst als Luisa sich dem Tod nahe fühlt, enthüllt sie ihrem Geliebten die Intrige.

Ivan Magrì verkörpert Rodolfo im Prinzregententheater mit berührender, fast weißglühender Intensität; dessen abgrundtiefe Verzweiflung macht er am Ende in jeder Phrase hörbar. Währenddessen bleibt Marina Rebeka - bei aller Perfektion des Singens und der Schönheit ihres großen Soprans - auf diese Qualitäten beschränkt. Sie vergisst scheinbar, diese in den Dienst des Dramas zu stellen. Ganz anders die junge Mezzosopranistin Corinna Scheurle, der genau dies in der winzigen Rolle des Bauernmädchens Laura gelingt. Auch Judit Kutasi als Federica, die Rodolfo versprochen ist, vermag ihre Eifersucht mit sinnlichem Mezzo zu bekräftigen.

Die Baritone George Petean als Miller und Marko Mimica als Walter geben den Vätern durchaus unterschiedliches Profil, Ante Jerkunica lässt trotz fulminanter Bass-Gewalt den auch im Italienischen "Wurm" genannten Intriganten fast zu harmlos erscheinen. Während der Chor des Bayerischen Rundfunks große Differenziertheit hören lässt, treibt Ivan Repušić bei seinem ersten Abend als neuer Chef das Münchner Rundfunkorchester vor allem im ersten Akt oft nach vorn und in die pure Lautstärke. Und das verführt die Sänger, mehr zu geben, als musikalisch Sinn hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: