Kurzkritik:Verlässlich

"Bad Religion" klingen in der Tonhalle immer noch aktuell

Von Jürgen Moises

Ihr reguläres Konzert beenden Bad Religion in der Tonhalle ganz ehrlich und bescheiden. Das ist nur ein "Punk Rock Song" heißt es da im gleichnamigen Song, der als eine Art Manifest der amerikanischen Punkband aus Los Angeles dient. Denn genau das machen Bad Religion seit nunmehr 37 Jahren: melodiöse Punksongs spielen, die, so heißt es im Song weiter, "für Menschen geschrieben sind, die sehen, dass etwas falsch läuft". In München sind das einige, denn die Tonhalle ist ausverkauft. So ganz selbstverständlich ist das nicht. Denn von Mitte der Neunziger an hatte es nach dem zeitweisen Ausstieg von Gitarrist und Songwriter Brett Gurewitz bei Bad Religion erkennbar gekriselt.

Ein paar Jahre später hatte sich die Band wieder gefangen, und sie hat 2010 und 2014 mit "The Dissent Of Man" und "True North" zwei richtig gute Alben veröffentlicht. Dass es live davon mit "Fuck You" nur einen einzigen Song zu hören gibt, ist da fast schade. Stattdessen gibt es ein Hit-Potpourri von etwa 30 Songs aus nahezu allen Schaffensphasen, angefangen von "American Jesus" und "New Dark Ages" über "No Control" bis hin zum Rausschmeißer "Fuck Armageddon ... This Is Hell" vom Debütalbum.

Dass Songs wie das 27 Jahre alte "Anesthesia" live immer noch Spaß machen, mag durchaus der Nostalgie geschuldet sein. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich die fünfköpfige Band sehr gut gelaunt zeigt und das Publikum bei den mehrstimmigen Chören und allen "Oohs" und "Aahs" euphorisch mitsingt. Hinzu kommt, dass Greg Graffins Texte über die "New Dark Ages", über die Missstände in Amerika und in der Welt, noch oder wieder sehr aktuell klingen. Wirkliche Überraschungen gibt es dagegen nicht. Aber dass man bei Bad Religion genau das kriegt, was man erwartet, nämlich die altbewährten Punk-Rock-Songs: das wirkt doch sehr beruhigend in diesen neuen dunklen, unsicheren Zeiten.

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