Kurzkritik:Verbales Gewitter

"The Prodigy" und "Public Enemy" im Zenith

Von DIRK WAGNER

Als Epilog zum mitreißenden Public-Enemy-Auftritt, der gegen Ende auch noch von befreundeten Musikern der Rockband Anthrax verstärkt wurde, betont Rapper Flavor Flav in einer Rede seinen Widerwillen gegen Rassismus und Segregation. Alle Menschen seien Bewohner eines gemeinsamen Planeten. Letztlich sichert dieses globale Selbstbewusstsein auch das Gelingen der Party im Zenith, die ja nicht nur den US-amerikanischen Hip-Hop von Public Enemy mit dem britischen Rave der danach auftretenden The Prodigy vereint. Schon beim ersten Hip-Hop-Set der New Yorker lässt ein Solo von DJ Lord zusätzlich den Grunge von Nirvana wieder aufleben. Hits aus deren "Nevermind"-Album bündelt DJ Lords Scratching zu gefährlichen Schüssen.

Das alles passt sehr gut zu den eigenen Hits wie "Fight The Power", oder zu den wie Söldner gekleideten, tanzenden Bodyguards der Band und zu den verbalen Attacken von Rapper Chuck D.; Flavor Flav gleitet indes auf Mini-Segways durch das kämpferische Bühnentreiben. "Sei selbst die Veränderung, die du sehen willst", heißt es schließlich in einem Song von Public Enemy, und das ist der Mann mit der riesigen Uhr am Hals tatsächlich.

Die Veränderung, die sie sehen wollen, sind danach aber auch die Musiker von The Prodigy mit ihren markanten Erscheinungen. Der dunkelhäutige MC Maxim mit dem weißen Balken über seinen Augen, oder der hellhäutige Sänger Keith Flint, dessen Spitzen seiner Doppel-Irokesen-Frisur wie kleine Teufelshörner aussehen. Von "Breathe" über "Firestarter" bis "Take Me To The Hospital" gelingt den Briten um den Producer Liam Howlett ein Hit-Cocktail, das einen weiteren Hit wie die Max-Romeo-Adaption "Out Of Space" bedauerlicherweise nur als Outro dem Konzert anhängt. Trotzdem möchte man fast niederknien, wenn Howlett zum Beispiel den Sound in "Smack My Bitch Up" plötzlich auf den orientalisch anmutenden Gesang der zugespielten Frauenstimme reduziert, als wolle er die Party nun in diesem einen wunderschönen Moment ruhen lassen, um dann erneut mit der Wucht eines auditiven Stroboskops auf die tanzenden Fans einzuprügeln. Denn die Party ist auch nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.

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