Kurzkritik:Um der Musik willen

Mitsuko Uchida spielt Mozart und Schumann

Von Rita Argauer

Der Klassik-Szene wird ein gewisses Einigeln nachgesagt. Draußen bewegt sich die Welt unablässig weiter und im Konzertsaal spielt man weiter Musik, die seit Jahrhunderten so gespielt wird. Beim Konzert der japanisch-britischen Pianistin Mitsuko Uchida ist das erst einmal nicht viel anders. Draußen donnert Donald Trump seine Amtsantrittsrede in die Welt. Und im Münchner Herkulessaal spielt Uchida Mozart und Schumann.

Und dennoch langt hier Uchidas Spiel in die Wirklichkeit. Denn die mittlerweile fast 70-jährige Musikerin spielt mit einem so herzlichen Wohlwollen, um dessen Fortexistenz man derzeit in der Welt aufrichtig zu bangen hat. Sanftmütig spielt sie um der Musik willen und weniger, um sich selbst einen Ausdruck zu verschaffen. Gerade bei Mozarts C-Dur-Sonate, KV 545, zeigt sich das in feinem kammermusikalischen Zugang. Uchida spielt stets im eher leisen Spektrum, dunkelt harmonisch Auflösungen und B-Teile wunderbar ein, anstatt sie brüllend herauszustellen und versieht das verspielt-hüpfende Rondo schließlich mit kleinen metallischen Klangspitzen, die es aus allzu plumper Gefälligkeit herausheben. Mit Schumanns "Kreisleriana" wechselt sie in die Romantik. Und prompt bekommt ihr Spiel etwas unterschwellig Drängendes. Hier gibt sie mehr Klang, mehr Farben und mehr Akkord-Fülle und schafft zum Teil in recht ungewöhnlichen Phrasierungen eine Vehemenz, die jedoch nie in Pathos kippt. Mit Schumanns C-Dur-Fantasie, op. 17, geht sie den Weg wachsender Klangfülle konsequent weiter - sie spielt diese aus der Sonatenform herausgebrochene Fantasie mit symphonischem Anspruch. Als Zugaben spielt sie das Andante aus Mozarts Sonate Nr. 10, KV 330, und Schumanns "Aveu" aus dem "Carnaval". Das hatte Schumann als Liebes-Geständnis für Clara Wieck geschrieben. Und so viel Herz für etwas anderes als sich selbst zu zeigen, wie das Uchida mit der Musik an diesem Abend generell tut, das ist nicht nur im Kontext dieses Tages ausgesprochen wohltuend.

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