Kurzkritik:Tiefes Grummeln

Das Bayerische Staatsorchester unter Cornelius Meister

Von Andreas Pernpeintner

Es ist ein unheilvolles Grummeln, mit dem David Philip Heftis "Changements - Stimmungsbilder für Orchester" das 5. Akademiekonzert im Nationaltheater einleiten. Kontrafagott, Tuba, Kontrabässe - die Stimmung ist tief im Keller. Und das Werk bleibt beklemmend, obgleich sein Farbenreichtum enorm ist. Die Musik schwillt an, verebbt, in der Feinstruktur ereignisreich und akzentuiert, trotzdem in der Gesamtwirkung flächig, bis sich kurz vor Ende eine Streichermelodie etabliert und so ein dramaturgisch fasslicher Höhepunkt entsteht. Das ist, vom Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Cornelius Meister präzise gespielt, recht eindrücklich.

Meisters gestalterische Wirkung entfaltet sich vor allem ab dem zweiten Werk: Beethovens "Tripelkonzert" für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester op. 56. Diese Besetzung ist für heutige Hörgewohnheiten herausfordernd, denn anstelle des Dialogs zwischen einem Solisten und dem Orchester ergeben sich komplexere Gesprächsstrukturen, auch innerhalb der Solistengruppe. Manchmal geht das auf Kosten des Orchesters, das phasenweise mit simpler Grundierung betraut ist. Umso stärker blühen die Tutti auf, bei denen Meister eine detailverliebte Dynamik vorgibt und dabei so freudig herumspringt, dass der Schalldeckel des Flügels gefährlich erzittert. Die Pianistin Maria Mazo lässt sich davon nicht beirren, spielt dezidiert und klangstark. Das gelingt David Schultheiß (diesmal Solist statt Konzertmeister) an der Geige und Yves Savary am Cello nicht sofort; sie beginnen verhalten. Spätestens bei den Kantilenen des Largos (Geige und führendes Cello in Liebe vereint) aber ist ihre Präsenz überzeugend.

Nach der Pause gibt es - wieder mit Anfangsgrummeln - einen imponierenden Strauss'schen "Zarathustra". Das liegt an den vorzüglichen solistischen Leistungen, allen voran von Konzertmeisterin Sophie Heinrich, aber auch daran, dass Meister der Versuchung einer hemmungslosen Klangentfesselung widersteht und die Tondichtung, teilweise in gedrosseltem Tempo, als das nimmt, was sie ist: eine große Erzählung.

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