Kurzkritik:Tanz mit dem Bass

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Omer Avital und sein Quintett im Bayerischen Hof

Von Oliver Hochkeppel, München

Bassisten stehen momentan hoch im Kurs in der hiesigen Jazzszene. Gerade eben konnte man vier von ihnen bei einer "Bass Night" der Ingolstädter Jazztage sehen, von Januar an wird der BMW Welt Jazz Award unter dem Motto "Bass erstaunt" stehen, im Bayerischen Hof gastierte vor einer Woche Ron Carter, nun kam Omer Avital mit seinem Quintett. Warum das Interesse an den einstigen Hinterbänklern und ewigen Begleitern so ausgeprägt ist, ließ sich bei dem 45-jährigen Israeli, der mit Unterbrechung seit 24 Jahren - wie inzwischen gut zwei Dutzend andere herausragende israelische Musiker - in Brooklyn lebt und fest zur New Yorker Szene gehört, exzellent begutachten.

Wie viele zeitgenössische Bassisten zeigte sich auch Avital nicht nur als kreativer Kopf und rhythmisch-harmonisches Fundament seiner Band, sondern auch als beschlagener und interessanter Komponist. So wie er praktisch eine Hälfte seines Lebens in Israel, die andere in den USA verbracht hat, so verbinden, durchdringen und ergänzen sich in seinen Stücken auch die Musiktraditionen seiner beiden Heimaten. Klare, mediterran bis orientalisch klingende Melodien werden eingebettet in vom Blues gefärbten und swingenden Bebop. Insbesondere die beiden Saxofonisten Asaf Yuria und Alexander Levin setzen dieses Konzept mit klassischem Harlem-Schmelz und Tel Aviver Arabesken eindrucksvoll um. Für den nötigen Druck sorgt Schlagzeuger Ofri Nehemya, für eine avantgardistische Note der neue Pianist Eden Ladin. Was unseren Ohren durchaus neu vorkommt, versteht Avital selbst als Traditionspflege im eigenen Stil. "Es geht zu viel um Originalität in unserer Kultur", sagt er. Stattdessen müsse man einfach große Kunst bewahren. Zum Beispiel das Melodische im Jazz, das immer noch das Wesentliche sei, wie er glaubt. Um das zu transportieren, mag er es swingend und soulig. Was den Zuhörern ebenso viel Spaß macht wie offensichtlich Avital selbst, der lacht, herumhüpft und tänzelt wie wenige andere Bassisten.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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