Kurzkritik:Stürmisch

Das Apollon Musagète Quartett in Schloss Nymphenburg

Von Harald Eggebrecht

Als draußen die Blitze zuckten, der Donner rollte und der Regen prasselte, blickte Pawel Zalejski, der großartige Primarius des polnischen Apollon Musagète Quartetts (Bartosz Zachlod, 2. Violine; Piotr Szumiel, Viola, Piotr Skweres, Violoncello), kurz zum Fenster des Hubertussaals. Denn er und seine Kollegen boten selbst ein hochdramatisches Klanggewitter im Andante von Franz Schuberts G-Dur-Quartett. Über der ganzen Aufführung dieses riesigen Stückes lag etwas Grunderregtes, Stürmisches.

Die Musiker schärften die Kontraste zwischen brausender Fortissimo-Attacke und plötzlichem Pianissimo ins Extreme. Oder sie breiteten die Tremoloflächen des Kopfsatzes nicht als beruhigte Stimmung aus, sondern als bedrohliche Atmosphäre, über der sich melodiöses Geschehen fast zaghaft erhob. Das Scherzo gelang in rhythmischer Unerbittlichkeit und schmerzlich ausgekosteter Ländlerschönheit. Selten gelingt dieser Gegensatz zwischen Nachtstück und melancholisch anrührendem "Swing" so wie bei den "Apollons". Das heftige Dur-Moll-Finale packte alle.

Vor Schuberts Quartett, dieser Symphonie für vier Streicher, hatte das Ensemble mit Giacomo Puccinis "I Crisantemi" elegant begonnen. Das Stück, das aus der Oper "Manon Lescaut" vertraut ist, wirkt als Instrumentalmusik wie eine Abschied nehmende Elegie, wenn es so fein, unsentimental und klangreich geboten wird. Anton Arenski hat sein 2. Quartett eigentlich für zwei Geigen und zwei Celli komponiert. Doch das eine Cello steigt oft in Bratschenlagen hinauf, so ist die Version mit Viola durchaus möglich. So italienisch geschmeidig, so russisch profund stellten die "Apollons" diese inspirierte kraftvolle Musik dar. Ach, gäbe es doch öfter so abwechslungsreiche Programme!

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