Kurzkritik:Seicht

"Der Vorname" als Gastspiel in der Komödie im Bayerischen Hof

Von Karen Bauer

Adolphe. Ausgerechnet Hitlers Vornamen will Vincent seinem noch ungeborenen Sohn geben. Schwester Babou, Schwager Pierre und Jugendfreund Claude sind entsetzt, daran ändert auch Vincents Vorsatz nichts, auf diese Weise den Faschismus zu beschmutzen. Auch nicht die Schreibweise mit "ph". Als die Kindsmutter Anna auftaucht, löst der Witzbold Vincent den missglückten Scherz auf, doch die Stimmung beim Dinner ist schon gekippt. Und so kippen nicht nur schüsselweise Falafel und Käse auf dem Tisch, sondern auch Vorwürfe, Geständnisse und unangenehme Wahrheiten.

Bereits seit 2013 läuft die Komödie "Der Vorname" im Repertoire des Münchner Residenztheaters, nun hatte das Stück von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière Premiere in der Komödie im Bayerischen Hof. Anja Kruse wuselt als die um Harmonie bemühte Gastgeberin Babou ungekünstelt über die Bühne. Ihr Ehemann, der Literaturprofessor Pierre, rührt im Haushalt keinen Finger und wird wunderbar eitel und pikiert gespielt von Werner Tritzschler. Vor allem seine Hitler-Parodie ist überzeugend und amüsant. Und Sebastian Goder glänzt in der Rolle des Claude durch komischen Ausdruck in Gestik und Mimik. Wenn er das Hündchen mimt oder sich still und heimlich aus der Affäre zu ziehen versucht, dann ist das schon gehobene Pantomime.

"Der Vorname" bietet sprachlich spitze Dialoge und stellenweise Szenen einer grandiosen Verwechslungskomödie. Der Regisseur René Heinersdorff inszeniert diese als boulevardeskes Kammerspiel zwischen einfachen Kalauern und hintersinnigen Witzen. Leider gehen letztere oft in der allzu illusionistischen Bühnenausstattung unter. Man wünscht sich, die Bücherattrappen und Plastikblumen würden als solche ausgestellt und vorgeführt, sehnt sich nach ironischen Brüchen. So bietet das Gastspiel "Der Vorname" leichte, bisweilen etwas zu seichte Unterhaltung, was das Premierenpublikum allerdings nicht davon abhielt, sich vor Lachen auf die Schenkel zu klopfen.

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