Kurzkritik:Schwiegermütters Lieblinge

Die wiedervereinigten "Söhne Mannheims" begeistern

Von Christina Prasuhn

"Wir sind die Söhne Mannheims!" antworten die 11 000 Zuschauer der Band nach der vierten Zugabe euphorisch; zweieinhalb Stunden zuvor hatte das Konzert in der ausverkauften Olympiahalle mit einer Schweigeminute für die Opfer der Anschläge von Paris begonnen.

Für seine "Von Anfang an dabei"-Tour zur Feier des 20. Geburtstags ist das Kollektiv Die Söhne Mannheims, das sich selbst gern als eine große Gemeinschaft bezeichnet, zu der auch die Zuschauer gehören, in seiner Originalbesetzung wieder vereint: Nicht nur "die treibende Kraft" Xavier Naidoo, sondern auch die Sänger Rolf Stahlhofen und Claus Eisenmann sind nach jahrelanger Pause zurückgekehrt; auch Henning Wehland und die Rapper Metaphysics und Marlon B sind mit dabei. Ebenso wie das aktuelle Best-Of-Album "Evoluzion" beginnt das Konzert mit dem größten Hit "Geh davon aus", der für die Band im Jahr 2000 den endgültigen Durchbruch bedeutete.

Natürlich sind viele Zuschauer vor allem wegen Xavier Naidoo gekommen, aber auch die Songs, in denen das bekannteste Mitglied der an diesem Abend mit 19 Musikern besetzten Band nicht im Vordergrund steht, beeindrucken durch ständig wechselnden Formationen, die je nach Stimmung unterschiedlich kombiniert werden.

Im kollektiven Schuldeingeständnis "Zurück zu Dir" zeigen die 19 Männer auf der Bühne besonders viel Gefühl; es folgt ein harter Schnitt zu "Im Interesse unserer Gemeinschaft", während "Das hat die Welt noch nicht geseh'n" mit einer La Ola der 11 000Zuschauer beginnt. Das kämpferische "Wir wehr'n uns" und "Freiheit" stimmen insbesondere in Kombination mit auf einer Großleinwand gezeigten teilweise erschreckenden Videos nicht nur aus aktuellem Anlass besonders nachdenklich; auch nach 20 Jahren ist es den Söhnen Mannheims wichtig, sich nicht nur mit religiösen, sondern auch mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Am Ende dieses "sehr emotionalen Tages" singt Xavier Naidoo eine weitere Zugabe gemeinsam mit dem klassisch ausgebildeten Tenor Claus Eisenmann ganz nah an den Zuschauern auf einer kleineren Bühne mitten im Publikum: die Ballade "Und wenn ein Lied" als ein gefühlvolles Duett nur mit Piano-Begleitung.

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