Kurzkritik:Schlumpfig

Mit den "Meridian Brothers" nach Mexiko

Von Jürgen Moises

Die Reise führt nach Mexiko, und das gleich zweimal am Abend. Erst sind es Sal Paradise und Dean Moriarty, die in David Martons Inszenierung von Jack Kerouacs "On the Road" in den Kammerspielen von New York aus dort landen. Kurze Zeit später führen einen die Meridian Brothers dorthin. Sie tun das, wie teilweise auch schon Marton davor, mit musikalischen Mitteln. Nur steht bei den fünf Kolumbianern nicht, wie bei Kerouac der Jazz, sondern lateinamerikanische Rhythmik im Zentrum. Und die Fahrt beginnt nicht in New York, sondern in Argentinien. Als musikalische "Reise von Argentinien nach Mexiko" hat der tonangebende Meridian-Bruder Eblis Álvarez das aktuelle Album "¿Dónde estás María?" beschrieben.

Jedenfalls passt es gut, dass beim Konzert, das als Eröffnungsparty für die Theatersaison dient, noch eine Art Wellblechhütte von der Inszenierung auf der Bühne steht. Direkt davor fängt pünktlich um 23 Uhr ein Keyboard psychedelisch an zu wabern. Der Saal ist da fast leer. Den Musikern an Elektronik, Laptop, Bass, Gitarre, Saxofon und Schlagzeug ist das egal. Sie legen mit einem schnellen, tranceartigen Rhythmus los: der Raum beginnt sich zu füllen. Der gebotene Sound, der Lateinamerikanisches mit Funk, Elektronik und Psychedelic-Rock vermischt, hat auch etwas sehr Verlockendes.

Zwischen humorvoller Hommage und coolem Dancefloor-Remix wird hier eine Dekonstruktion lateinamerikanischer Folklore betrieben, die, wenn Álvarez mit verzerrter, hoher Schlumpfstimme singt, mal wie ein Spuk, mal fast schon wie eine Parodie klingt. Aber vielleicht braucht es das, um das folkloristische Pathos zu brechen. Nach einer Stunde gibt es noch "Purple Haze" von Jimi Hendrix als Zugabe. An sich eine schwierige, weil zu oft und oft zu falsch gespielte Nummer. Mit lateinamerikanischer Rhythmik und mit Schlumpfstimme auf Spanisch gesungen, wird jedenfalls ein sehr unterhaltsamer Spaß draus.

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