Kurzkritik:Rührend hochemotional

Ein Liederabend mit Thomas Hampson

Von Klaus Kalchschmid

Thomas Hampson beginnt seinen Liederabend im Prinzregententheater mit grell Kriegerischem von Mahler ("Lied des Verfolgten im Turm", "Revelge") und Zemlinsky ("Mit Trommeln und Pfeifen"), bei dem Trommelwirbel, Säbelrasseln und überhaupt das Militärische nicht zu überhören sind, sowie mit allzu markant auftrumpfendem Dvořák ("Zigeunermelodien"). Doch bereits zarter, wunderbar karger Hindemith ("Oh, nun heb du an, dort in deinem Moor") und Charles Ives (aus den "Songs of War") deuten an, was die zweite Hälfte seines Programms mit amerikanischen Liedern nach Texten von Walt Whitman und Langston Hughes so spannend macht: Hier das Lied einer afroamerikanischen Frau, die einen Soldaten anklagt (Henry Burleigh), dort das wiegende "Lonely People" (Jean Berger) oder "The negro speaks of rivers" (Margaret Bonds) und zum Abschluss des Programms Leonard Bernsteins "To what you said" über zarte Bande zwischen Männern.

Das Kernstück bildet der fünfteilige Zyklus "Civil Words" von Jennifer Higdon, komponiert für Hampson zum 150. Jahrestag des Bürgerkriegsendes in Amerika, unter anderem die Atombombe thematisierend, Lincolns zweite Amtszeit oder die Rückkehr eines Soldaten ins heimische Farmland. Auch diese Lieder bieten farbige, illustrative Musik für aufrüttelnde Texte, die Hampson hörbar ein großes Anliegen sind und die er vor allem im Leisen differenziert abschattieren kann.

Als Zugaben folgen unter anderem ein schöner Shaker-Song ("Tis a gift to be simple, tis a gift zu be free"), Samuel Barber und am Ende noch Stephen Fosters "Beautiful Dreamer". Das ist der rührende, hochemotionale Abschluss eines Liederabends, wie ihn sich wenige Sänger trauen, und den Wolfram Rieger mit bestechender Akkuratesse und Raffinesse begleitet, indem er den Flügel mal dramatisch aufflackern, mal in den verschiedensten Pastellfarben leuchten lässt.

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