- Vor fünf Jahren arbeiteten die Beach Boys erstmals für ihr 50-jähriges Revival wieder zusammen. Nach einem neuen Album und einer Welttournee verabschiedeten sich Sänger und Produzent Brian Wilson, der vielen als Genie der Band gilt, und Sänger und Gitarrist Alan Jardine aber schnell wieder. Der Rest der Band tourte dennoch weiter. Bei ihrem Auftritt im Circus Krone am Sonntagabend sind von der alten Besetzung nur noch Wilsons Nachfolger Bruce Johnston und das Gründungsmitglied und Wilsons Cousin Mike Love dabei.
Love hat in der Vergangenheit mehrere der alten Bandmitglieder verklagt und sich auch den Namen Beach Boys vor Gericht erstritten. Die Hits der Band verglich er einmal mit Werbung, die eine verbesserte Realität vorspielen. Das will er auch beim Auftritt in München. Bei den Hits aus den Surfsound-Jahren klappt das auch heute noch gut. Da unterscheidet sich die Band erstaunlich wenig von ihrer früheren Version - trotz der neuen Mitglieder, die die verstorbenen Brüder Carl und Dennis Wilson sowie die ausgeschiedenen Musiker ersetzen. Bei "Surfin' USA", "California Girls" und "Fun, fun, fun" überzeugen die Vier mit anspruchsvollem Satzgesang. Auch wenn sie die hohen Lagen nicht immer ganz sauber treffen, vermitteln die Musiker mit diesen Hits auch ein halbes Jahrhundert später zumindest noch den Hauch des Lebensgefühl einer freien und unbeschwerten Jugend - die es im Falle der Wilson-Brüder übrigens nie gegeben hat.
Vernachlässigt man das lächerliche Video mit Bikinimädchen im Hintergrund, kann man erahnen, welche Kraft der Surfsound der Band einmal gehabt haben muss. Was ihnen bei ihrem Auftritt in München nicht gelingt, sind die späteren, komplexeren Songs. Love hat sich lange gegen Brian Wilsons Experimentierfreude gestemmt und sich offenbar bis heute nicht damit anfreunden können. Einem komplexen Song wie "Good Vibrations" kann die Gruppe einfach kein Leben mehr einhauchen.