Kurzkritik:Party und Parodie

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Der Kanadier Mac DeMarco und seine Band haben viel Spaß im Technikum

Von Martin Pfnür, München

Man werde heute eine Menge Spaß zusammen haben, verspricht Mac DeMarco zu Beginn seines Konzerts im Technikum. Da ist noch kein Ton gespielt, und doch lässt sich bereits anhand der Zirkusmusik, erahnen, dass er da wohl Recht behalten wird. Der Songwriter und seine Band also betreten zu circensischen Klängen die Bühne, um erst mal die Instrumente nachzustimmen.

Mac DeMarco, 26 Jahre alt, gebürtiger Kanadier, ist ein Indie-Phänomen, wie es einem in Pop-Zeiten zunehmender Glätte und abnehmenden Hedonismus' nur noch selten unterkommt. "Jizz-Jazz" nennt er seine Musik, die er stets mit einer 30-Dollar-Gitarre aufnimmt und auf die Bühne bringt. Und ja, das ist in der Tat ein schöner Begriff für diesen soft perlenden Sound, der ebenso windschief wie melodisch, ebenso dengelnd wie geschmeidig daherkommt, und immer ein wenig klingt, als würde die Band gerade in einem See versinken. Zu fünft stehen sie da oben auf der Bühne, der Gitarrist mit freiem Oberkörper, der Bassist in einem Sommerkleid, und Mac DeMarco? Trotzt der Hitze in einem Pulli. "Boss" steht da drauf, was hier ebenso auf eine Modemarke wie auf Bruce Springsteen oder DeMarcos Rolle als Bandleader verweist. Zu hören gibt es ein Set, das mit ruhigen Midtempo-Songs wie den Titelstücken der Alben "Another One" und "Salad Days" erst mal etwas einlullend beginnt, was letztlich aber auch nicht weiter stört, denn Mac DeMarco weiß nur zu gut um die Schluffigkeit seiner Lieder. Er steuert dann einfach gegen, indem er seine Band zu einem ersten Jam antreibt, der die Posiererei klassischer Rockgitarristen mit einer Chuzpe aufs Korn nimmt, die einen staunen lässt. Zwei Gitarren und einen Bass, allesamt auf dem Rücken gespielt, dürfte man heutzutage jedenfalls eher selten zu sehen bekommen.

Es folgt eine Party, auf der sich bald der helle Rockwahnsinn Bahn bricht. Es wird geschwitzt, gesoffen und zum Stagediving aufgerufen, bis sich DeMarco schließlich selbst in die Menge schmeißt, die Empore hochkraxelt und zu einem waghalsigen Sprung ansetzt - eine Einlage, die am Ende nur noch durch einen Pausenstriptease des Schlagzeugers inklusive Nackt-Drumsolo und die bösen, walzenden Riffs des finalen Songs getoppt wird: "Enter Sandman" von Metallica.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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