Kurzkritik:Noch mehr Intensität

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Orchester der Klang-Verwaltung und Gerhard Oppitz

Von Andreas Pernpeintner, München

Dem Pianisten Gerhard Oppitz beim Beethoven-Spielen zuzuhören, ist ein Genuss. So und nicht anders, sagt das Gefühl in diesem Moment, soll man Beethovens fünftes Klavierkonzert anpacken. Unprätentiös, mit kernigem, dezidiertem Gestus, präzise, mitunter etwas unwirsch, aber nie zu trocken. Denn schon im eröffnenden Allegro schwingt in Oppitz' Ton auch viel Wärme mit, aber eben eine volltönende, klar konturierte. Das gilt auch für das folgende Adagio, das Oppitz schön singen lässt, freilich zielgerichtet und mit klarer Ansage, was sich übrigens keineswegs mit dem Con sordino der Geigen beißt.

Eine solche Herangehensweise ist sehr gut geeignet, um von einem Orchester unter der Leitung von Enoch zu Guttenberg unterstützt zu werden. Auch Guttenberg ist ja kein führender Vertreter vorsichtiger interpretatorischer Contenance. Und in der Tat gibt es auch vom Orchester der Klang-Verwaltung, dem Spezialistenensemble für Guttenberg'sche Aufführungspraxis, dramatisch schlüssige Spannungsbögen zu hören. Auch scheint dem Orchester dieses Beethoven-Konzert Freude zu bereiten, nicht zuletzt der mächtig beschäftigten Paukerin, die zusammen mit Oppitz schöne musikalische Momente der Zweisamkeit erlebt. Doch ganz reicht das Orchester an Oppitz' Präzision nicht heran. Riesiger Applaus für den einstigen Münchner Klavierprofessor.

Bei Dvořáks achter Symphonie nach der Pause ist von diesen kleinen Eintrübungen des Orchestererlebnisses nichts mehr übrig. Diese Darbietung ist eine Wucht. Dicht im Fluss, innig, tänzerisch, entfesselt eruptiv. Mit Lust lässt sich das Orchester von Guttenberg durch die stark kontrastierenden Stimmungsbilder treiben (gerade im Adagio ein Charakteristikum dieser Symphonie). Guttenberg fordert mit großer Geste fast noch stärker ausgeformte Zwischenereignisse, noch mehr Intensität - bis ihm sogar die Brille von der Nase fliegt und vom Konzertmeister in Sicherheit gebracht wird.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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