Kurzkritik:Nett keck

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"Notte Italiana" im Brunnenhof der Residenz

Von Andreas Pernpeintner, München

Die Idee des Münchner Dirigenten Markus Elsner, im echten Musikleben Leiter des "Ensemble Zeitsprung", Opernarien für eine kleine Instrumentalgruppe zu arrangieren, ist gut. "Venezia Festival Ensemble" heißt die Combo, mit der er die "Notte Italiana" im Residenz-Brunnenhof bestreitet. Und das Klangergebnis ist, sofern sauber intoniert, charmant. Sämtliche Instrumente (Streicher, Holz- und Blechbläser, dazu eine Harfe) sind nur solistisch besetzt. Das verleiht Mozarts "Figaro"-Ouvertüre schlanke Prägnanz. Damit lässt sich aber auch der "Aida"-Triumphmarsch bestreiten, der so recht keck daherspaziert. Sehr nett. Allerdings würden ein zwei Geiger mehr das Klangbild doch schöner abrunden.

Doch natürlich geht es dem Publikum insbesondere um den Gesang. Schon als man für die Pressekarte ansteht, singt ein Konzertbesucher den Herren an der Abendkasse einige Takte vor (die nehmen's tapfer auf). Auch mitgeklatscht wird am Ende kräftig - so lässt sich "Funiculì, Funiculà" definitiv am besten absolvieren. Dazu hopst die Sopranistin Lauren Francis aufgedreht übers Podium. Sie ist überhaupt sehr überbordend, grinst, scherzt, knickst enorm sportlich. Dabei hat sie ihre besten Momente an diesem Abend, an dem das gute Singen nicht so ihre Sache ist, eigentlich bei einem ernsten Stück: bei der Arie der Aida "Ritorna vincitor", bei der sie innig gestaltet und hinterher Markus Elsner ein frohes Küsschen gibt.

Francis stehen zwei Sänger gegenüber, die ihr Handwerk bestens beherrschen. Ciprian Marele ist als Interpret seliger Paolo-Tosti-Liebeslieder mit seinem kräftigen Bariton zwar etwas herb, doch wie lebendig er Mozart-Arien singt ("Hai già vinta la causa" aus dem "Figaro", die Champagnerarie aus dem "Don Giovanni"), ist wunderbar. Nur Tenor Rafael Cavero strahlt naturgemäß noch etwas heller. Er hat es verdient, sich in bleibende Erinnerung zu singen. Ob "O sole mio", "Mattinata" von Ruggero Leoncavallo oder Alfredos Arie "Lunge da lei" aus Verdis "La Traviata" - ganz gleich, ob Cavero ins Mikrofon singt oder daran vorbei, seine Stimme durchdringt den Brunnenhof, wie man es sich von einem perfekten Tenor nur wünschen kann.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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