Das Orchester Jakobsplatz München unter der Leitung von Daniel Grossmann müsste eigentlich einen Preis für die originellste und mutigste Programmplanung aller Orchester in München bekommen. Dass dies auch immer wieder weniger Gelungenes miteinschließt, ist selbstverständlich, so auch beim zweiten Konzert der neuen Saison, die den jüdischen Festen gewidmet ist. Auf "Rosch ha-schana" folgte Musik zu "Chanukka", dem Lichterfest ( heuer vom 25. Dezember bis 1. Januar), das in Vorträgen von Yehuda Aharon Horovitz und Julian Nida-Rümelin kurz erläutert wurde.
Ernest Blochs "Nugun" für Violine und Klavier stand in einer Bearbeitung für Streichorchester am Beginn. Tanja Becker-Bender spielte idiomatisch und mit ausdrucksvollem Ton, sanft begleitet vom Orchester Jakobsplatz. Eine Entdeckung war danach das "Gebet des Heiligen Ephraim Sirin" aus "Das heilige Opfer" von Alexander Knaifel, geboren 1943: eine im besten Sinne esoterische, traumhaft schwebende (Streicher-)Musik, der man noch stundenlang hätte zuhören können. Das kann man von Gabriel Iranyis "Gebet und Meditation" für Violine und Streichorchester nicht behaupten. Mag die Begleitung noch einen gewissen Reiz besitzen, so war die Solo-Violine denkbar uninspiriert komponiert und musste beständig in höchster Lage spielen. Tanja Becker-Bender fühlte sich entsprechend unwohl dabei und fand zwangsläufig keinen Zugang zu dieser Musik.
Zum Abschluss gab es eine Bearbeitung von Teilen des "Musikalischen Opfers" durch Igor Markevitch von 1952. Nicht nur ist die Zeit an dieser romantisierenden Orchesterfassung schlicht vorbeigegangen, sondern Bach erfordert generell ein Höchstmaß an Sicherheit in Intonation, Phrasierung und Artikulation, darf auch nicht in einem trägen Einheitstempo exekutiert werden. Offensichtlich reichte die Probenzeit in keiner Weise, und Grossmann ließ auf Sicherheit spielen - mit fatalen Folgen.