Kurzkritik:Monolog vom Tod

"Adams Nabel" im Theater... und so fort

Von Petra Hallmayer

Die gute Stube ist ein Sammelsurium an Scheußlichkeiten. In diese mit Gemütlichkeitsgerümpel vollgestopfte Kleinbürgerhölle ist Gregor just zurückgekehrt. 17 Jahre, zwei Monate und vier Tage hat er im Normalitätstrainings-Zentrum von Prof. Lewandowski verbracht, weil er seinen Vater, einen Säufer, der ihn und seine Mutter verprügelte, erschlagen hat. Dass dies nicht die einzige Leiche auf seinem schaurig-traurigen Lebensweg ist, deutet sich in Heiko Dietz' Monolog eines Mörders im Theater... und so fort erst allmählich an

Er wollte doch nur Mama glücklich machen, erklärt Gregor, der allein "Mensch ärgere dich nicht" spielt und mit dem eingerahmten Foto seines Vaters und der vermeintlich im Nebenzimmer sitzenden Mutter spricht, über das Leben als Paradoxon, das Pissen und den Urknall philosophiert. In seinem 2003 uraufgeführten Einpersonenstück "Adams Nabel", in dessen Neuinszenierung (Regie: Heinz Konrad) er nun auch auf der Bühne steht, führt Dietz die Gedankenschleifen eines Menschen vor, der quasselnd sich selbst und der Welt ausweicht. Geschickt lässt er immer wieder dessen schwelende Aggressivität aufblitzen, seine in gemeinem Gelächter und Schimpftiraden aufbrechende Entwertungsmanie.

"Viel von sich reden", meinte Nietzsche, "kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen." Gregor redet pausenlos. Was wirklich in ihm wütet, können wir nur erahnen. Dietz' Text verzichtet auf psychologische Lehrbucherklärungen, manchmal allerdings hätte man sich ein paar sprachliche Verdichtungen gewünscht, um den Blick zu schärfen für das, was hinter Gregors Rationalisierungen liegt. In kurzen Momenten jedoch verrät er mehr von sich, als er sagen will. Wenn er etwa von Kurti erzählt, der ihn geschlagen und vergewaltigt hat und ihn als seinen einzigen Freund bezeichnet, dann wird eindringlich etwas von der verheerenden emotionalen Verwirrung und Not dieses Mörders deutlich.

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