Kurzkritik:Mit Energie

Maria Well überzeugt cellistisch und musikalisch in Nymphenburg

Von Harald Eggebrecht

Das war ein erfrischender, ja, stärkender, sehr animierender Abend im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg, mit dem Maria Well, Jahrgang 1989, gewissermaßen ihr Debüt gab als Kammermusikerin mit einem Programm von Ludwig van Beethoven über Johannes Brahms zu Bohuslav Martinů, Gaspar Cassadó, Astor Piazzolla bis Gregor A. Mayrhofer.

Erfrischend, weil es gut tut, jemanden zu erleben, der mit Energie, Ehrlichkeit und Ernst Musik machen will und macht. Stärkend, weil Maria Well einen kraftvoll klingenden, gleichsam festkörperlichen, immer klar konturierten Ton hat so fern von blutleerem Gesäusel wie von lärmendem Sägen. Animierend, weil sie es bravourös schaffte, Nervositäten und Unsicherheiten im wahren Sinne des Wortes in den Griff zu bekommen und immer mehr dem Geist der jeweiligen Musik zu folgen und ihn sich anzueignen. Also aufregend, wie sie in Brahms' auftrumpfender F-Dur-Sonate mit ihrem Klavierpartner Michael Schöch dialogisierte, wenn sie etwa die Kantilenenlandschaft des langsamen Satzes weit ausgreifend mit nicht nachlassenden Gesanglichkeit entfaltete. Oder im Scherzo das Getrappel auf der tiefen C-Saite an Pferdehufe auf Moorboden denken ließ. Von der Cassadó-Suite bot sie - leider nur - den ersten Satz: nobel, intensiv, der Schönheit ihres Tons vertrauend.

Rhythmische Präsenz gehört auch zu Maria Wells Stärken, mit der sie Piazzollas "Libertango" ebenso erfüllte wie sie in den burlesken Rossini-Variationen Martinůs zeigte, was an Reaktionsschnelligkeit und Spontanwitz in ihr steckt. Das steigerten beide Musiker noch mit Mayrhofers kauzig-brillantem Stück "Disputa Scherzosa", das die längst vollkommen gelöste Cellistin munter moderierte. Riesenbeifall, zwei Zugaben: das Scherzo von Daniel van Goens und "Salut d'amour" von Edward Elgar. Da bewies Maria Well einen untrüglichen Sinn dafür, den Charme und das Sentiment solcher "Gustostückerln" nicht an Sentimentalität oder gar Schmalz zu verraten. Kurz: eine echte Musikerin mit großer Zukunft.

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