Kurzkritik:Mehr Hop als Hip

Zenith: Der "Wu-Tang Clan" ist nicht einmal vollzählig

Von DIRK WAGNER

Dass irgendwer den Wu-Tang Clan nötigt, das Konzert im ausverkauften Zenith zu beenden, wie deren Rapper Ghostface Killah behauptet, um nun das Konzertende einzuleiten, ist natürlich Quatsch. Kein Veranstalter der Welt ist blöd genug, einer solchen Hip-Hop-Legende nach nicht einmal anderthalb Stunden ohne äußere Zwänge das Weiterspielen zu verbieten. Gut sieben Jahre hatten die Fans schließlich auf die Wiedervereinigung der ersten Supergroup des Hip-Hop gewartet. Denn jeder einzelne der Formation ist ein Star, der sich auch solo zu behaupten weiß. Davon zeugen einige der Stücke aus dem Solo-Schaffen der Rapper, die ins Best-of-Programm ihrer Live-Darbietung im Zenith fließen. Etwa "Liquid Swords" von GZA oder "Dat's Gangsta" von U-God.

Was aber trotzdem fehlt, sind die wohl markantesten Stimmen jener 1992 formierten Rapper-Vereinigung aus New York. Aus irgendwelchen Gründen, die aber keiner der anwesenden Clan-Mitglieder für erläuterungswürdig erachtet, sind RZA, Produzent und Rapper im Clan, und die beiden Rapper Method Man und Raekwon nicht auf der Bühne. Ihre Anteile an den gemeinsamen Stücken werden darum auf die verbleibenden Rapper verteilt, die mit einer erstaunlichen Energie bereit sind, das Konzert auch alleine zu stemmen. Die Bereitschaft, das gemeinsam zu schaffen, ist indes nur selten zu erkennen. Als hätten sich die Rapper nichts mehr zu sagen, nudeln sie ihr Programm runter. Die aufkommende Langeweile kann dann auch die merkwürdige Aufforderung von Ghostface Killah nicht verhindern, München solle doch Hamburg sein. Dort habe man nämlich eine tolle Party gefeiert. Offenbar hat man gemerkt, dass was fehlt.

Nun können die Fans im Zenith noch so sehr jubeln, ihre Finger zu einem W für Wu-Tang formen und sonstige Bereitschaft für eine tolle Party signalisieren. All das macht München nicht zu Hamburg. Wozu auch? Letztlich können sogar die auf die Bühne geladenen Mädchen noch so aufreizend tanzen und das Männer-dominierte Bühnenbild mit ihren Rundungen auffrischen wie die Petersilie ein Metzgerei-Schaufenster. Am Ende verdient das Konzert nicht das Band-Logo, das ähnlich dem Signum von Batman als Schatten einer Fledermaus über der Bühne hängt.

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