Kurzkritik:Matratzensport

Das Theater Undsofort mit der US-Komödie "Diese Männer"

Von SABINE LEUCHT

Die eine schlurft im Kimono von einem Fick zum nächsten, die andere trägt ihre emsige Rechtschaffenheit wie eine Flagge vor sich her. Dass sich beide aufgrund einer fehlgeleiteten Mundpropaganda eine Ein-Bett-Wohnung teilen, ist der Ausgangspunkt der US-Komödie "Diese Männer". Mayo Simon hat sie 1980 geschrieben, als Meditationszentren und gesunde Ernährung noch als kinky galten. Und wer kein ausgemachter Freund von Klischees ist, käme 37 Jahre später noch immer gut ohne sie klar.

Heiko Dietz hat das Zwei-Frauen-Stück dennoch auf den Spielplan gesetzt. Die Premiere fand aufgrund des Wasserschadens im Theater Undsofort im Teamtheater Salon statt, von diesem Donnerstag bis Samstag geht es im Theater im Fraunhofer mit "Diese Männer" und zwei Studentinnen von Theater Raum München weiter: Kathrin Gerlsbeck ist Shelly, die die Nachlässigkeit der Lebefrau noch in die kleinste Bewegung hineinträgt. Lisa Fertner spielt die Cloris mit geschürztem Schnütchen und ostentativer Verklemmtheit. Die Frisur: Zwei seitliche Pferdeschwänze - von pinken und neongrünen Gummis gehalten. Die Schritte: Klein und hektisch. Die Stimme: stets an der Schwelle zum Überschnappen. Und da das Stück seinem Personal weder viel Hirn mitgegeben hat noch besonders viele Interessen außer dem für männliche "Knüppel" (die Zahnarzthelferin Cloris nennt sie "Zähne"), monetäre (Shelly) und Familienbildungs-Ressourcen (Cloris), lacht man hier auch eher flach.

"So stell ich mir mein Leben vor: Jeden Tag 'nen Mann im Tor" - Shelly spricht viel zum Publikum über dieses lästige weibliche Wesen, das auch mal wie R2-D2 durch die Bühnenwohnung ruckelt. Irgendwann aber teilen die zwei Klamotten, Kerle und Gesichtsmasken - und trinken, bis sie es nicht mehr schaffen, "begehrenswert" zu artikulieren. Für den Boulevard oder einschlägige TV-Serien dürften sich die beiden Schauspiel-Absolventinnen damit direkt qualifizieren. Frappierend aber ist doch, wie prüde Text wie Inszenierung werden, wenn es vom vielbequatschten Hetero-Matratzensport weg und plötzlich um die Freundschaft oder gar Liebe der beiden Frauen geht.

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