Kurzkritik:Liebe und Leben

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Gianna Nannini bringt neue Songs mit in die Philharmonie

Von DIRK WAGNER, München

Es ist ein Trinklied auf die Liebe und auf das Leben, das der Gitarrist und Bandleader Davide Tagliapietra mit seiner instrumentalen Version des berühmten Duetts "Libiamo ne' lieti calici" aus Verdis Oper "La Traviata" dem Auftritt von Gianna Nannini in der Münchner Philharmonie am Gasteig voranstellt. Als laute Hymne, die der Königin des Italo-Rocks ebenso als Fanfare dient, wie sie zugleich auch das Motto ihres Konzerts benennt: nämlich das Bekenntnis zur Liebe und zum Leben. Davon handeln nicht zuletzt auch die Songs vom neuen Album "Amore Gigante", die das bewährte Hit-Programm der Vorgängertournee Nanninis nun erweitern. Es sind ihre ersten neuen Songs seit 2013, sieht man einmal von den Cover-Versionen italienischer Evergreens ab, die die italienische Rocksängerin zwischenzeitlich auch ihrem Repertoire zuführte.

Dargeboten werden sie und die älteren Hits im Gasteig von der nahezu gleichen Formation, mit der Gianna Nannini hier schon im vergangenen Jahr vom Publikum gefeiert wurde. Nur das damalige Streichquartett fehlt. Dafür wurde der zweistimmige Chor mit der Sängerin Roberta Mantanari vergrößert, die live schon als Duettpartnerin von Eros Ramazzotti überzeugte. Doch wenn Tagliapietra mit seinem Gitarrensolo zu "Ragazzo dell' Europa" aus dem geradezu familiären Zusammenspiel der Band hervortritt, streicht Nannini dazu eine imaginäre Geige. So, als höre sie statt des Gitarrensolos noch immer das ursprüngliche Solo des Violinisten Mauro Pagani von der italienischen Prog-Rock-Band Premiata Forneria Marcon, wie er es 1982 auch auf Nanninis wegbereitendem Rockpalast-Auftritt live zelebriert hatte. Was das großartige Solo von Tagliapietra freilich nicht in Frage stellt. Überhaupt lebt das Programm ja davon, dass es mit Hits wie "America" oder "Bello e impossibile" zwar Erinnerungen weckt, den Bezug zur Gegenwart aber bewahrt. Eine Gegenwart, die Nannini feiert. Denn "im Feiern liegt das Leben", um es mit Violetta aus "La Traviata" zu sagen.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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