Kurzkritik:Kühler Kopf

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Pianistin Mona Asuka Ott und die Münchner Symphoniker

Von Rita Argauer, München

Ein ziemliches Hau-Drauf-Programm präsentieren die Münchner Symphoniker für ihr Matinee-Konzert in der Philharmonie am Sonntag des Faschingswochenendes. Doch Närrisches ist hier fern, mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert und Dvořáks Symphonie "Aus der neuen Welt" erklingt schwer gewichtete Romantik, die so oft gehört wird, dass es die Interpretation umso schwieriger macht. Unter der Leitung von Tomáš Brauner entsteht allerdings der Eindruck, als wollte man sich von all der starken Aussagekraft, die in beiden Werken liegt, befreien. Er dirigiert kühl, strukturklar und fast etwas kastenförmig. Mit Mona Asuka Ott am Flügel gelingt das vor allem im Kopfsatz von Tschaikowskys wuchtigem Konzert allerdings sehr überzeugend.

Denn Ott hat den kühlen Kopf einer Modernistin. Sie spielt mit hartem, metallischem Anschlag und distanzierter Regelmäßigkeit den sich hochschaukelnden Anfang des Konzerts und genießt schließlich das Ausmaß der Zerstörung, als die Komposition sich zu zerfasern beginnt. Ott hat dabei ein paar sehr schöne Ansätze - etwa wenn sie in der Lage ist, Sentiment als eine Facette zu benutzen, statt es schwelgend über ihre gesamte Interpretation zu gießen. Sowieso ist sie sehr bewusst mit ihren Stimmungen, wählt genau aus, ob sie ihrem Spiel einen beiläufig suchenden Charakter gibt oder mit glasklarem Ton und metronomhaftem Tempo voranschreitet. Im Zusammenspiel mit dem Orchester wirkt das bisweilen allerdings etwas zufällig: Mal treffen sich Solo- und Begleitstimme, etwa wenn Ott leicht, etwas neckisch, aber nie albern, auf die Flöten reagiert. Manchmal allerdings wirken die Symphoniker etwas unentschlossen und unstet unter Otts blitzschnellen Wechseln.

Für Ott gibt es donnernden Applaus, die bedankt sich mit Chopins Nocturne in cis-Moll, op. 27, Nr. 1, klar und mit wohlgesetztem Drama gewürzt. Diesem Prinzip bleiben dann auch die Symphoniker bei Dvořák treu. Sie spielen mit fein musizierten Solo-Passagen und zum Teil etwas wirren Tutti, die sich aber in einem ausladenden Finalsatz im spritzendem Marsch-Impetus zusammenfinden.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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