Kurzkritik:Komisch

"Zärtlichkeiten mit Freunden" in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Oliver Hochkeppel

Einmal geraten Christoph Walther und Stefan Schramm alias Zärtlichkeiten mit Freunden in der Lach- und Schießgesellschaft hemmungslos ins Weinen und Schluchzen - um dann unvermittelt festzustellen, dass sie das vielleicht mal als Bewerbungsvideo an den "Marienhof" schicken sollten - an jene Daily Soap, die bereits 2011 eingestellt wurde. Der Verdacht lag also durchaus nahe, dass an Walthers Einleitung, das Programm "Das Letzte aus den besten sechs Jahren" sei sozusagen eine Restverwertung nach dem Aufräumen im Bandkeller, tatsächlich etwas dran ist.

In Wahrheit war der "Marienhof" bewusst gewählt ("Damit verbindet das Publikum immer noch das meiste hierzu Passende") , und der Inhalt gewissermaßen das Zweitprogramm des Vorgängers, in dem einfach nicht alle Ideen Platz hatten. Ob also alt oder neu, am Setting der Möchtegern-Band aus dem Osten mit Walther als leicht oberlehrerhaftem Salbader und Schramm als eher unterbelichtetem Sidekick hat sich ebenso wenig geändert wie an der sehr eigenwilligen Mischung aus Slapstick, Musikparodie und stets doppelbödigem Sprachspiel, gelegentlich sogar mit gesellschaftskritischen Anklängen.

Wer die beiden seit ihrem kometenhaften Aufstieg 2005 kennt, hätte sich vielleicht einen methodischen Upgrade gewünscht. Andererseits hat von Otto auch nie jemand politisches Kabarett verlangt. Und Sketche wie der Sumo-Ringer, der mit übers Mikro verzerrter Obertonstimme einen Porno synchronisiert, sind halt ebenso saukomisch wie dessen beste Sachen früher.

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