Jazz bewege, behauptet das Motto. Die BMW-Welt glaubt fest daran und hat im zehnten Jahr des Wettbewerbs um den nach ihr benannten Jazz Award die hinteren Reihen des Publikumsareals mit Stehtischen für Tanzfreudige statt den üblichen Sitzreihen bestückt. Bislang allerdings gab es wenig Anlass zu Bewegung, denn die Bands der beiden Eröffnungskonzerte begegneten dem Bedürfnis nach musikalischer Körperlichkeit entweder mit Intellektualität oder mit Langeweile.
Zunächst LBT, das bayerische Trio um den Pianisten Leo Betzl, das strukturelle Gestaltungsmuster des Techno übernahm. Es bedeutete eine Abkehr vom Songkonzept zugunsten ausgedehnter Strukturen, deren Spannungsbogen sich durch Dynamiken, Kommunikationsdetails, Kontraste über gleichbleibendem, mittlerem bis schnellem Beat entwickelten und zu Sphärenfeeling statt Tanzgefühl führten.
Das Trio des finnischen Trompeters Jukka Eskola wiederum hatte "Soul" bereits im Bandnamen, scheiterte am zweiten Sonntag der Auftaktmatineen im Doppelkegel der BMW-Welt aber am Anspruch, die Intensität der Clubkultur der Sechziger und Siebziger in die Gegenwart zu holen. Zusammen mit dem Organisten Mikko Helevä und dem Schlagzeuger Tempo Mäkynen stimmte Eskola mal einen italienischen Schlager, mal Swingoldtimer oder auch eigene Stücke wie "For Anne Lee" an und verwandelte sie in weitgehend groovefrei vor sich hin laufende Dudeleien auf Jazzbasis. Am Handwerk lag es nicht, die drei Beteiligten sind ausgezeichnete Musiker, die ihre Instrumente elegant bedienen können. Es war eher eine Frage des Konzepts, das ohne stilistische Eigenleistung oder auch humorvolle Brechung die typische Soundgestalt einer Ära adaptierte. So klang das Jukka Eskola Soul Trio nach Nachtclub mit belongdrinkten Geschäftsreisenden, nicht nach heißer, wilder, bewegender Körperlichkeit. Ziel verfehlt nach Maßgabe des Mottos, aber es folgen ja noch vier weitere Matineen zum Thema "Jazz moves".