Kurzkritik:Kleines Kaliber

Django Asül verzichtet in "Letzte Patrone" zuweilen auf Schärfe

Von Thomas Becker

Fragt man Kabarettisten, woher sie ihre zuweilen so absurd wirkenden Stoffe haben, antworten viele mit Martin Luther: dem Volke aufs Maul geschaut, just simply. Saarländer, die mal bei Gerd Dudenhöffer im Programm saßen, werden das bestätigen; Schliersee, Hausham und die angeschlossenen Gasthäuser dienen Gerhard Polt als Inspiration. Wenn Django Asül vom Stammtisch in seiner niederbayerischen Heimat erzählt, nimmt man ihm ab, dass es sich beinahe ganz genau so abgespielt haben muss, wie er im Lustspielhaus in seinem neuen Programm "Letzte Patrone" glauben macht. Da werden die großen Themen (Flüchtlinge, Energiewende, Baustelle Europa, Reise zum Ich) verhandelt, die der Künstler paraphrasierend wiedergibt. Das ist lustig, weil entlarvend, schräg und absurd zugleich. Nur: Wo will er hin damit, der Django?

Der Mittvierziger steht seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne, war recht früh sehr erfolgreich, heimste diverse Preise ein, war 2007 der härteste, hinterfotzigste, brillanteste Fastenprediger, den man sich wünschen kann, wird sowohl von Adidas als auch von der CSU gebucht und ist auch sonst gut im Geschäft. Seine Themen: Empathie, Nachhaltigkeit, Umverteilung, das diffizile europäisch-türkische Verhältnis - alles wichtig und richtig, durchdrungen, schön spitzfindig und leicht verschlagen präsentiert. Nur die Schlagrichtung ist unklar. Eine Abschussplattform für Spaßetteln wie SUV und Suff, Kontinent und inkontinent? Hat er doch nicht nötig. Die Story vom 13-Jährigen, der mit einem Dire Straits-Song sein Lebensmotto gefunden hat: "Money for nothing", nicht höher springen als nötig? Darf ja wohl nicht wahr sein! Denn kaum erklärt Asül in seiner niederbayerischen Art den Syrien-Krieg, wirkt er wieder leidenschaftlich, bissig, frech. Globalisierung? Nur noch im Inland! Ein Ökonom? Schaut anderen bei der Arbeit zu und schreibt dann ein Buch darüber. Da ist sie, die gnadenlose Derblecker-Schärfe. Davon hat er sicher noch mehr Patronen im Lauf.

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