Kurzkritik:Klangvoll

Das Bennewitz-Quartett in Nymphenburg

Von Harald Eggebrecht

Trotz strahlenden Wetters ein gut gefüllter Hubertussaal, um ein Quartett zu hören, das die große Tradition tschechischer Ensembles in diesem Genre auf eigene, von moderner Streichquartettkultur geprägte Weise praktiziert: das Bennewitz-Quartett mit Jakub Fišer und Stěpán Ježek, Violine, Jiři Pinkas, Viola, und Štěpán Doležal, Violoncello. Intonationsabstimmung, Klangbalance, individuelle Virtuosität, strukturierendes Musizieren und Stilbewusstsein gehören heute zur unbedingten Basis, sonst hat man unter all den großartigen jungen Quartetten nichts verloren.

In diesem Sinne begann das Bennewitz-Quartett mit einem Werk des einst hochberühmten, in ganz Europa gefeierten Klaviervirtuosen und -komponisten Johann Ludwig Dussek, seinem Quartett op. 60, 3, das 1806 entstanden ist. Das ist ausdrucksstarke, harmonisch überraschende und formal avancierte Kammermusik, die über ihre wiener-klassischen Aspekte hinaus schon ins Romantische weist. 1806 waren Ludwig van Beethovens Rasumowsky-Quartette op. 59 noch nicht veröffentlicht, so dass Dusseks Kühnheit und Einfallskraft umso mehr imponieren. Die Musiker boten das mit Verve, doch dosiertem Vibrato und klarer Tongebung, ohne dynamisch zu übertreiben.

Ganz anders öffneten sie dann die furiose Welt von Robert Schumanns op. 41, 3, ein Stück, das zu den Höhepunkten der Quartettliteratur im 19. Jahrhundert zählt. Hier entfaltete die Formation ein viel weiter gespanntes Klangspektrum und zeigte, wie unabhängig Schumann die vier Stimmen agieren lässt. Geradezu saftig wurde die Polka des zweiten Satzes ausgekostet, wunderbar ruhig der Kantilenenbogen des Largo gespannt und das Rondo kraftvoll und reaktionssicher gestaltet. Auch bei Bedrich Smetanas "Aus meinem Leben" verloren sie bei aller Leidenschaft nicht Übersicht, Balance und Witz, um diese Bekenntnismusik zu verwirklichen. Dem Beifallssturm dankten sie mit einer Palestrina-Adaption und einem rasanten Rondo von Giovanni Sollima.

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