Kurzkritik Kammermusik:Heikles Zusammenspiel

Das Artemis Quartett im Prinzregententheater

Von Michael Stallknecht

Robert Schumanns Klavierquintett gehört zu den beliebtesten Werken der Kammermusik. Im Prinzregententheater löste das Artemis Quartett auch wahre Begeisterungsstürme damit aus, so schwungvoll, feurig und rasant spielte es das Werk in der zweiten Hälfte des Abends. Eigentlich hätte Maria João Pires den Klavierpart übernehmen sollen, für sie sprang Anna Vinnitskaya ein. In der Präzision des Zusammenspiels blieben denn auch noch ein paar Wünsche offen, wobei ein besserer Sichtkontakt zwischen dem Quartett und der dahinter spielenden Pianistin vielleicht Abhilfe schaffen könnte.

Wie heikel das Zusammenspiel schon in der Viererformation ist, dürfte niemand genauer wissen als das Artemis Quartett, das in den letzten Jahren einige Rochaden in seiner Besetzung durchlaufen musste. Zuletzt kam vor einem guten Jahr die zweite Geigerin Anthea Kreston hinzu, die sich nach dem Höreindruck dieses Abends durchaus manchmal noch etwas stärker einmischen könnte. Doch erreichen die vier Musiker unter sich längst wieder eine staunenswerte Feinabstimmung, wie zu Beginn Beethovens Quartett Opus 18/3 hatte hören lassen. Das Artemis Quartett begriff dieses in der Entstehungsreihenfolge erste Quartett Beethovens nicht als jugendliche Spielmusik, sondern eher als raffiniertes Gesellschaftsspiel in der Nachfolge Haydns. Sie nutzten ihre bestechende Reaktionsgeschwindigkeit im Detail, um in überlegener Übersicht den formalen Bauplan herauszuarbeiten. Im Nachklang mochte so viel abgeklärte Raffinesse fast wie das Gegenstück zum offen musikantischen Zugang bei Schumann wirken.

So fungierte Béla Bartóks Drittes Streichquartett in der Mitte des Konzerts als eigentlicher Höhepunkt, erreichte das Artemis Quartett doch hier die volle Versöhnung der scheinbaren Gegensätze. Einerseits präparierte es die höchst komplexe Motivarbeit genau heraus, andererseits gelang das Stück wie aus einem Guss in einem selten so organisch zu hörenden Bogen.

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