Eine "Mastgans" namens Rosemie tanzt den Sterbenden Schwan. Die Guteste hat offenbar jede Menge Selbstironie und kokettiert auch damit. Haare angegraut, feste Oberschenkel, füllige Körpermitte - was soll's! Wenn sie nicht tanzt, schwäbelt sie biederfraulich ohne Punkt und Komma, fordert lautstark Applaus ein und fischt sich - nicht einmal das ist bei ihr peinlich - einen jungen Mann als Assistenten aus der ersten Reihe. Nackenknoten, Mittelscheitel, Plissee-Kleidchen, wahlweise weiß, grün, rot: Rosemie stellt sich aus als Zwitter zwischen Oma und Ballerina, als komische Alte mit sturmdrängenden Gelüsten, denen sie in doppeldeutigen Eindeutigkeiten Ausdruck verleiht. Hinter der listig zur Schau gestellten Biederkeit aber steckt eine fabelhafte Allrounderin mit sehr langem Atem. Den teilt sie perfekt ein, um das Alphorn oder die Tuba zu blasen, in den höchsten Tönen zu jodeln oder quer durch die Stile zu tanzen.
Rosemie ist die schamlos extrovertierte Moderatorin der "Wildboys", der jüngsten Premiere im GOP, einer Reprise der Show "Smallboys" aus dem Jahr 2009. Anders als damals spielt diese Nervensäge zum Liebhaben sie diesmal durch, gibt am 27. Februar ihr Soloprogramm, kündigt ansonsten verzückt ihre "Buben" an, die da die sowieso schon anregende Atmosphäre im Saal mit ihren Kunststücken aufmischen. Nur zwei von ihnen waren schon vor acht Jahren dabei. Zu den Neuen gehört P. Fly, ein Ugander mit bürgerlichem Namen Paul Bulenzi, der seine Gliedmaßen dergestalt verrenkt, als rotierten sie frei in den Gelenkkapseln. Arme vor und zurück, überm Kopf oder hinterm Rücken verknotet. Aua. Drei Breakdancer stellen die Welt auf den Kopf in wahnwitzigen shoulder und head spins. Und die beiden Vladimirs aus der Ukraine fädeln ihre Kurzschwerter punktgenau ein, auf dass sich der eine über dem anderen ausgestreckt in den Lüften ausbalancieren kann. Pah. Und der Russe Pavel Roujilo lässt die Bälle tanzen wie weiland Busby Berkeley die Girls (noch bis 12.März).