Kurzkritik:Innere Dämonen

Ladan Hussein und "Cold Specks" in der Milla

Von Jürgen Moises

Sie hat bei der Feier zum 70. Geburtstag von Joni Mitchell gesungen. Und auf ihrem vorletzten Album haben Musiker wie Michael Gira von der legendären Noise-Band Swans und der preisgekrönte Jazztrompeter Ambrose Akinmusire mitgewirkt. Beides zeigt, dass Ladan Hussein alias Al Spx ein hohes Ansehen in der Musikszene genießt. In München war die Kanadierin mit somalischen Wurzeln nun mit ihrem Doom-Soul-Projekt Cold Specks zu erleben. Nicht zum ersten Mal, weil sie, wie sie selbst erzählt, vor drei oder vier Jahren schon mal hier war. Schade, dass sich seitdem die Qualität ihrer Musik nicht weiter herum gesprochen hat. Denn die Milla ist bei diesem Konzert nur zu etwa einem Drittel gefüllt.

Anlass für die Tour ist das dritte Cold-Specks-Album "Fools Paradise", das insgesamt ruhiger, weniger aufgewühlt als der Vorgänger "Neuroplasticity" klingt. So als hätte Ladan Hussein, die aus einer streng religiösen Familie stammt, ihre inneren Dämonen gebändigt. Dafür spricht auch, dass sich die Sängerin nicht mehr hinter dem Pseudonym Al Spx verbirgt, sondern inzwischen unter ihrem echten Namen auftritt. Das macht sie in der Milla zusammen mit zwei Musikern an E-Drums, Bass, Keyboard und Synthesizer, und mit einem gelben Schal von ihrer Mutter, den sie wie eine Art Talisman um ihr Mikrofon gewickelt hat oder auch mal auf dem Kopf trägt.

Ansonsten setzt sie ganz auf die Kraft ihrer betörenden Soulstimme, die sich über dunkle Beats, sphärische Synthies oder minimalistische Gitarrenakkorde erhebt. Manchmal, wenn sie alleine auf der Treppe gekauert singt, hat das etwas von einem Gebet oder einer Anrufung. Und als sie zum Abschluss das eindringliche "Lay Me Down" an der Gitarre spielt, zeigt sich, dass sie ihre Dämonen doch nicht ganz los ist. Kommt sie doch mitten im Stück auf den Bombenanschlag in Mogadischu zu sprechen. Sie erzählt, dass ihre Familie von dort stammt und bittet die Zuschauer dann, via Internet für die Hilfskräfte vor Ort zu spenden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: