Um zunächst den Instagram-, Snapchat- und Twitter-Teil abzuhaken: Skye Edwards ist jetzt 46 Jahre alt, hat vier Kinder und ihre Brüste sehen nicht mehr ganz so perfekt aus, wie es das rote, umwerfende Kleid suggeriert, das sie angeblich selbst genäht hat. Ach, und ihre Tochter hat sich über Instagram in einen Mann verliebt, der in L.A. wohnt. Warum die Morcheeba-Sängerin beim restlos ausverkauften Konzert in der Muffathalle mit solchen Details herausrückt? Weil man das in heutigen Social-Media-Zeiten eben so macht, erklärt die Engländerin mit einem Lächeln. Womit sie den Social-Media-Voyeurismus einerseits bedient, ihn aber andererseits auch charmant ironisch auf die Schippe nimmt.
Was dagegen Edwards' wunderbare Soulstimme angeht: Die ist, seit sie Morcheeba vor 22 Jahren mit den Brüdern Paul und Ross Godfrey gegründet hat, unverändert und prägt auch heute noch den Sound. Oder besser gesagt, wieder. Denn nach einer sechsjährigen Auszeit ist die Sängerin seit 2010 wieder dabei. Zwei offizielle Morcheeba-Alben sind seitdem erschienen, das neue, "Blaze Away", kommt Anfang Juni heraus. Diesmal aber ohne DJ Paul Godfrey, weil er sich mit seinem Bruder zerstritten hat. Live fehlt Paul ebenfalls. Dafür wird der Gitarrist Ross Godfrey von einem Keyboarder, Schlagzeuger und Bassisten sowie einer geschmackvollen Licht-Show unterstützt.
Die passt sehr gut zum eleganten Soulpop, der mal in Richtung Dub, Blues oder R'n'B ausgreift, mit dem Trip-Hop der Anfangstage aber nicht mehr viel zu tun hat. Das sorgt für Abwechslung und bei alten Songs wie "The Sea" oder dem David-Bowie-Cover "Let's Dance" für gute Laune. Gerade aber bei Songs wie "It's Summertime" vom neuen Album klingt das doch recht gefällig und konventionell. Und wären da nicht Skye Edwards' Charme und ihre Stimme, könnte man nicht mit Bestimmtheit sagen, was die Musik von Morcheeba im Jahr 2018 noch ausmacht oder gar auszeichnet.