Kurzkritik:Hui, Bu!

Zum Staunen: Der Kabarettist Bumillo

Von Thomas Becker

Er hat es so gewollt. "Bu!", ruft das Publikum am Schluss, höllisch laut und ohne Unterlass. Wohlgemerkt: ohne h. Einfach Bu, die Kurzform von Bumillo, dem Künstlernamen von Christian Bumeder. Und Bu steht ja für mehr: für "Be you!", mit extra dickem Ausrufezeichen. Nicht "Bleib' so, wie du bist!", sondern sei du, entwickle dich, mach' von mir aus ein paar Fehler, lauf' auch mal in die falsche Richtung, aber beweg' dich! "Das ist Evolution, und darum geht es!" Schon klasse, wie dieser Typ aus der handelsüblichen Erklärung seines Spitznamens ein philosophisches Seminar macht: spielerisch, fesselnd, mitreißend. Selbst abgebrühten Lustspielhaus-Allesguckern entfleucht da ein wildes "Yeah!", wie bei den TV-Predigern in den USA.

"Die Rutsche rauf" heißt das zweite Soloprogramm des Mittdreißigers aus Reit im Winkl im Chiemgau, einem Landstrich, der sich offenbar vorgenommen hat, möglichst coole, griabige und engagierte Lebensbejaher in die Welt zu schicken: "Rosi" Rosenmüller, "Maxi" Brückner, "Sepp" Dettl und eben "Bumi" Bumeder. Der Dr. phil (Germanistik und Theaterwissenschaft) hat gleich ein paar feine Talente abbekommen: kann rappen wie ein bayerischer Eminem, sich ziemlich lang und sehr kurzweilig mit einem schnöden Ö beschäftigen oder die emotionale Bandbreite des Bayern-Mantras "Bassd scho" ausloten, einen Salami-Button für Facebook ("Mir wurscht!") anregen, eine krachert grantige Vroni statt der devot säuselnden Siri fordern und für mehr gut gelauntes "Tadaaa!" statt typisch deutscher Verbissenheit plädieren.

Vor allem aber kann er Menschen in seinen Bann ziehen. Wie? Mit dem Glauben an das Gute und Mögliche, mit Optimismus und Mut: auch mal aktiv die Rutsche rauf, nicht immer nur passiv runter. Es gibt noch so viel zu entdecken, wenn Angst und Zweifel mal Pause haben. In diesem Sinne: Bu!

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