Kurzkritik:Haydns Witz

Kammerorchester unter John Storgårds

Von Klaus Kalchschmid

Weiter geht es mit dem feinen Haydn/Ligeti-Zyklus des Münchener Kammerorchesters (MKO) unter Leitung von John Storgårds im Prinzregententheater: Diesmal rahmten die Symphonien Nr. 96 und 102 das hypernervöse, dichte Klavierkonzert von György Ligeti mit Kit Armstrong als hervorragendem Solisten und die Uraufführung von Christian Masons "Aimless Wonder" für zwei Hörner und Streichorchester.

Wieder beglückten Esprit und eine den Hörer geradezu anspringende Lebendigkeit, mit der das MKO unter dem finnischen Dirigenten Haydn musizierte. So blankgeputzt leuchtkräftig gespielt, fegt diese Musik mit ihren kühnen Volten, ihrer Prägnanz und ihrem Witz jeden Anflug von Müdigkeit oder schlechter Laune hinweg. In der B-Dur-Symphonie werden schon romantische Klänge hörbar: Die langsame Einleitung stößt ein Tor in die Zukunft auf und hat Beethoven zum Vorbild, das Adagio könnte die Ouvertüre zu einer Shakespeare-Komödie sein, während das Menuett grimmige Scherzo-Qualitäten besitzt, bevor das Finale einen Schlusspunkt setzt, der changiert zwischen Perpetuum mobile, dramatischer Entwicklung, polyfonen Passagen und raffiniert stockendem Ende.

György Ligetis Klavierkonzert mit seiner rhythmischen Komplexität, der engen Verzahnung von Solopart und Orchester sowie seinem unüberhörbar schrägen Humor passte perfekt zu Haydns Witz und machte allen Beteiligten offensichtlich Freude. Christian Masons "Aimless Wonder" ergänzte mit einem zeitlos raffiniert in sich kreisenden, tonal angebundenen Geschehen Ligeti hervorragend. Noch von draußen tönten zu Beginn die Hörner samt Solovioline, am Ende verlassen alle Streicher einschließlich Solo-Geige und -Bratsche bis auf Celli, Kontrabässe und Hörner die Bühne, auch das ein schöner Effekt, wenn draußen aus der Ferne weitermusiziert wird.

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