Kurzkritik:Gut verdrahtet

Das Münchner Kammerorchester

Von Klaus Kalchschmid

Zwei Konzerte mit dem Münchener Kammerorchester im Prinzregententheater, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Ohne Dirigent am Sonntag das Beethoven-Violinkonzert mit dem phänomenalen Nemanja Radulović in einer Frische wie am ersten Tag. Der 32-jährige Serbe lotete mit lupenreinem Spiel die Extreme aus und verblüffte mit einer ungemein virtuosen Kadenz, die er traumhaft zart wieder ins Tutti zurückführte; danach Haydns Symphonie Nr. 90 mit viel Humor in herrlicher Klarheit, Schönheit und Lebensfreude.

Dieser Matinee folgte im regulären Abo-Konzert die bewährte Mischung aus Alt und Neu: Nach Ravels vielgespielter Barock-Hommage "Le Tombeau de Couperin" Tristan Murails komplizierte, nach vielen Seiten hin aufgefächerten "Contes cruels" für zwei E-Gitarren (Johannes Öllinger und Steffen Ahrens) und Orchester sowie vor einer prall musikantisch und leuchtkräftig musizierten ersten Symphonie von Felix Mendelssohn die Deutsche Erstaufführung von Bryce Dessners "Wires" für elektrische Gitarre und Kammerorchester. Diese 13 Minuten hatten es in sich und schon die Aufstellung spiegelte die spätere, ebenso scharfkantig moderne wie plastisch eingängige Komposition: Links Harfe und Klavier, davor sieben Holzbläser; in der Mitte viermal Blech; vorne rechts beim Dirigenten die E-Gitarre, daneben acht Streicher und dahinter zwei Schlagwerker.

Die Verdrahtung, auf die der Titel anspricht, gelang innerhalb der Instrumentalgruppen ebenso gut wie zwischen ihnen, während die Gitarre, gespielt vom Komponisten, diffizile Farben beisteuerte. Diese spannende Harmonie lag auch am ohne Stab dirigierenden 29-jährigen Ben Gernon, dem man nicht nur wegen seiner ausgefeilten, die Musik präzise formenden Schlagtechnik gerne zuschaute, sondern der mit dem MKO einen flexiblen Zusammenhalt und Farbenreichtum bei diesen so unterschiedlichen Stücken erreichte.

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